Die Pius-Bruderschaft ärgert sich über die klare Stellungnahme der deutschen Bischöfe
gegen sie. Der Text sei „nicht vom Geist der Brüderlichkeit“ getragen und verweigere
den Dialog, so der deutsche Distrikt-Obere der Traditionalisten-Gruppe. Die Pius-Bruderschaft
lehne keineswegs das Konzil als ganzes ab. Die Bischöfe hatten bei ihrer Vollversammlung
in Hamburg festgestellt, die Pius-Bruderschaft sei weiterhin „nicht Teil der Kirche“.
Die Gruppe fordert die Bischöfe auf, den „verleumderischen Vorwurf des Antisemitismus
oder Antijudaismus gegen die Piusbruderschaft zurückzunehmen.“ Sie unterstellt den
Oberhirten „eine unterschwellige Ablehnung der päpstlichen Autorität“. Wir dokumentieren
hier den Wortlaut der Erklärung der deutschen Pius-Bruderschaft.
„Zum Abschluss
der Vollversammlung der deutschen Bischöfe behandelten diese ausführlich das Verhältnis zur
Piusbruderschaft. Dazu möchte ich als Distriktoberer dieser Bruderschaft in Deutschland
festhalten: 1. Die Piusbruderschaft lehnt das Konzil nicht als ganzes ab. Erzbischof
Lefebvre hat selbst am Konzil teilgenommen, war in den vorbereitenden Kommissionen
und hat dem größten Teil der Dokumente zugestimmt. 2. Die deutsche Bischofskonferenz
stellt als Bedingung die vollumfängliche Annahme des Konzils, also auch der strittigen
und zweideutigen Punkte. Das bedeutet aber nichts anderes als den Dialog beenden, bevor
er überhaupt begonnen hat. Wir sehen, dass die deutschen Bischöfe die umstrittenen
Punkte des Konzils nicht zur Diskussion stellen wollen und Tabuzonen errichten. 3.
Das Verhalten der deutschen Bischöfe ist nicht vom Geist der Brüderlichkeit getragen.
Statt den Dialog zu suchen und die Gespräche in friedlicher, konstruktiver Weise
zu fördern, handeln sie gegen das Signal aus Rom, welches durch die Rücknahme des
Exkommunikationsdekretes gesetzt wurde, und lehnen jedes Gesprächsangebot von Seiten
der Bruderschaft ab. 4. Auch die Bischöfe sind an das achte Gebot gebunden, welches
lautet: „Du sollst kein falsches Zeugnis geben!“. Deshalb fordern wir die Bischofskonferenz
auf, den verleumderischen Vorwurf des Antisemitismus oder Antijudaismus gegen die
Piusbruderschaft zurückzunehmen. Auch in der Causa Williamson haben die Oberen
der Priesterbruderschaft sofort reagiert. Der deutsche Distrikt hat sich sogleich
nach Bekanntwerden der unsäglichen Äußerungen klar und unmissverständlich von jeder
Art von Verharmlosung der Naziverbrechen distanziert und bei den Betroffenen für
diese Aussagen entschuldigt. Wir weisen hier erneut darauf hin, dass der Vater
von Erzbischof Lefebvre im KZ Sonnenburg sein Leben lassen musste. 5. Die Bischöfe
verlangen von der Piusbruderschaft die Anerkennung der Autorität des Papstes, obwohl die
Bruderschaft diese Autorität nie in Zweifel gezogen hat. Dies zeigt, dass sich die
Bischöfe weder mit den Positionen der Priesterbruderschaft St. Pius X. substantiell
auseinandergesetzt haben, noch diese Auseinandersetzung wollen. 6. Die Piusbruderschaft
stellt im Gegenteil innerhalb des deutschen Episkopates eine unterschwellige Ablehnung
der päpstlichen Autorität fest. Das Verhalten gegenüber päpstlichen Erlassen der jüngsten Vergangenheit
legt dies nahe: a. Der Wunsch des Papstes, die falsch übersetzten Wandlungsworte
richtig zu stellen, wurde von den deutschen Bischöfen bisher ignoriert. b. Das
motu proprio für die Freigabe der Alten Messe wird von einigen Bischöfen so restriktiv behandelt,
dass es fast wirkungslos bleiben musste. c. Die Karfreitagsfürbitten des Papstes
wurden auch von manchem Theologen in Deutschland fälschlicherweise als antisemitisch
bezeichnet. d. Die klare Haltung des Papstes gegenüber dem angemaßten Kirchenbegriff
innerhalb der protestantischen Gemeinschaften stieß in Deutschland überwiegend
auf Unverständnis. e. Trotz mehrfacher Aufforderung haben die deutschen Bischöfe
die Königsteiner Erklärung nicht zurückgenommen, welche die Enzyklika „Humanae
vitae“ von Paul VI. unwirksam macht. f. Schließlich wurde auch die Erklärung „Dominus
Jesus“ gerade von deutschen Theologen aufs Schärfste kritisiert, weil darin vom
einzigen Heilsweg der Kirche die Rede ist. 7. Angesichts dieser Tatsachen sehen
wir, dass einige Bischöfe den vom Papst vorgezeichneten Weg der Klarheit und der
Versöhnung ablehnen. Sie wollen augenscheinlich die völlige Preisgabe aller konservativen Einstellungen
innerhalb der Kirche. Dieser Widerspruch gegen den Papst geschieht derzeit (noch) nicht
offen, ist aber längst in vielen Äußerungen unterschwellig vorhanden. 8. Angesichts
dieser Lage danken wir nochmals dem Heiligen Vater für das väterliche Entgegenkommen. Wir
werden unsererseits alles daran setzen, die Positionen der Piusbruderschaft – die
eben nicht ihre eigenen, sondern die des Lehramtes der Kirche sind – so verständlich,
selbstlos und liebevoll zu formulieren, dass ein fruchtbringendes Gespräch mit
allen Katholiken guten Willens möglich ist. Wir freuen uns, dass es mittlerweile
an der Basis bereits zum theologischen Diskurs gekommen ist. 9. Um unserem Willen
Ausdruck zu verleihen, dem ewigen und wahren Rom in Liebe zu dienen, möchte die
Piusbruderschaft vor allem dem unhaltbaren Vorwurf der unerlaubten Weihen entgegentreten.
Diese ins Auge gefassten Weihen wurden nie untersagt, was in persönlichen Gesprächen
in Rom bestätigt worden ist. Hier verstricken sich die Bischöfe in ihren deutlichsten
Widerspruch: Mit Nachdruck wird behauptet, dass die Einheit mit der Bruderschaft
noch nicht bestehe, gleichzeitig will man ihr aber die Weihen verbieten. Hierzu
kann man nur auf das hinweisen, was Erzbischof Zollitsch selbst in seiner Erklärung
festgestellt hat: Allein dem Hl. Stuhl – und nicht den Bischofskonferenzen – obliegt
es, die Voraussetzungen für die volle Einheit festzustellen und darüber zu befinden. P.
Franz Schmidberger, Distriktoberer"