2009-03-06 15:35:34

D: Statement der Pius-Brüder


Die Pius-Bruderschaft ärgert sich über die klare Stellungnahme der deutschen Bischöfe gegen sie. Der Text sei „nicht vom Geist der Brüderlichkeit“ getragen und verweigere den Dialog, so der deutsche Distrikt-Obere der Traditionalisten-Gruppe. Die Pius-Bruderschaft lehne keineswegs das Konzil als ganzes ab. Die Bischöfe hatten bei ihrer Vollversammlung in Hamburg festgestellt, die Pius-Bruderschaft sei weiterhin „nicht Teil der Kirche“. Die Gruppe fordert die Bischöfe auf, den „verleumderischen Vorwurf des Antisemitismus oder Antijudaismus gegen die Piusbruderschaft zurückzunehmen.“ Sie unterstellt den Oberhirten „eine unterschwellige Ablehnung der päpstlichen Autorität“.
Wir dokumentieren hier den Wortlaut der Erklärung der deutschen Pius-Bruderschaft.

„Zum Abschluss der Vollversammlung der deutschen Bischöfe behandelten diese ausführlich das Verhältnis
zur Piusbruderschaft.
Dazu möchte ich als Distriktoberer dieser Bruderschaft in Deutschland festhalten:
1. Die Piusbruderschaft lehnt das Konzil nicht als ganzes ab. Erzbischof Lefebvre hat selbst am Konzil
teilgenommen, war in den vorbereitenden Kommissionen und hat dem größten Teil der Dokumente
zugestimmt.
2. Die deutsche Bischofskonferenz stellt als Bedingung die vollumfängliche Annahme des Konzils, also
auch der strittigen und zweideutigen Punkte. Das bedeutet aber nichts anderes als den Dialog beenden,
bevor er überhaupt begonnen hat. Wir sehen, dass die deutschen Bischöfe die umstrittenen Punkte des
Konzils nicht zur Diskussion stellen wollen und Tabuzonen errichten.
3. Das Verhalten der deutschen Bischöfe ist nicht vom Geist der Brüderlichkeit getragen. Statt den
Dialog zu suchen und die Gespräche in friedlicher, konstruktiver Weise zu fördern, handeln sie gegen
das Signal aus Rom, welches durch die Rücknahme des Exkommunikationsdekretes gesetzt wurde, und
lehnen jedes Gesprächsangebot von Seiten der Bruderschaft ab.
4. Auch die Bischöfe sind an das achte Gebot gebunden, welches lautet: „Du sollst kein falsches Zeugnis
geben!“. Deshalb fordern wir die Bischofskonferenz auf, den verleumderischen Vorwurf des Antisemitismus
oder Antijudaismus gegen die Piusbruderschaft zurückzunehmen. Auch in der Causa Williamson
haben die Oberen der Priesterbruderschaft sofort reagiert. Der deutsche Distrikt hat sich sogleich nach
Bekanntwerden der unsäglichen Äußerungen klar und unmissverständlich von jeder Art von Verharmlosung
der Naziverbrechen distanziert und bei den Betroffenen für diese Aussagen entschuldigt. Wir
weisen hier erneut darauf hin, dass der Vater von Erzbischof Lefebvre im KZ Sonnenburg sein Leben
lassen musste.
5. Die Bischöfe verlangen von der Piusbruderschaft die Anerkennung der Autorität des Papstes, obwohl
die Bruderschaft diese Autorität nie in Zweifel gezogen hat. Dies zeigt, dass sich die Bischöfe weder mit
den Positionen der Priesterbruderschaft St. Pius X. substantiell auseinandergesetzt haben, noch diese
Auseinandersetzung wollen.
6. Die Piusbruderschaft stellt im Gegenteil innerhalb des deutschen Episkopates eine unterschwellige
Ablehnung der päpstlichen Autorität fest. Das Verhalten gegenüber päpstlichen Erlassen der jüngsten
Vergangenheit legt dies nahe:
a. Der Wunsch des Papstes, die falsch übersetzten Wandlungsworte richtig zu stellen, wurde von
den deutschen Bischöfen bisher ignoriert.
b. Das motu proprio für die Freigabe der Alten Messe wird von einigen Bischöfen so restriktiv
behandelt, dass es fast wirkungslos bleiben musste.
c. Die Karfreitagsfürbitten des Papstes wurden auch von manchem Theologen in Deutschland
fälschlicherweise als antisemitisch bezeichnet.
d. Die klare Haltung des Papstes gegenüber dem angemaßten Kirchenbegriff innerhalb der protestantischen
Gemeinschaften stieß in Deutschland überwiegend auf Unverständnis.
e. Trotz mehrfacher Aufforderung haben die deutschen Bischöfe die Königsteiner Erklärung nicht
zurückgenommen, welche die Enzyklika „Humanae vitae“ von Paul VI. unwirksam macht.
f. Schließlich wurde auch die Erklärung „Dominus Jesus“ gerade von deutschen Theologen aufs
Schärfste kritisiert, weil darin vom einzigen Heilsweg der Kirche die Rede ist.
7. Angesichts dieser Tatsachen sehen wir, dass einige Bischöfe den vom Papst vorgezeichneten Weg der
Klarheit und der Versöhnung ablehnen. Sie wollen augenscheinlich die völlige Preisgabe aller konservativen
Einstellungen innerhalb der Kirche. Dieser Widerspruch gegen den Papst geschieht derzeit (noch)
nicht offen, ist aber längst in vielen Äußerungen unterschwellig vorhanden.
8. Angesichts dieser Lage danken wir nochmals dem Heiligen Vater für das väterliche Entgegenkommen.
Wir werden unsererseits alles daran setzen, die Positionen der Piusbruderschaft – die eben nicht ihre eigenen, sondern die des Lehramtes der Kirche sind – so verständlich, selbstlos und liebevoll zu formulieren,
dass ein fruchtbringendes Gespräch mit allen Katholiken guten Willens möglich ist. Wir freuen uns,
dass es mittlerweile an der Basis bereits zum theologischen Diskurs gekommen ist.
9. Um unserem Willen Ausdruck zu verleihen, dem ewigen und wahren Rom in Liebe zu dienen, möchte
die Piusbruderschaft vor allem dem unhaltbaren Vorwurf der unerlaubten Weihen entgegentreten. Diese
ins Auge gefassten Weihen wurden nie untersagt, was in persönlichen Gesprächen in Rom bestätigt
worden ist. Hier verstricken sich die Bischöfe in ihren deutlichsten Widerspruch: Mit Nachdruck wird
behauptet, dass die Einheit mit der Bruderschaft noch nicht bestehe, gleichzeitig will man ihr aber die
Weihen verbieten. Hierzu kann man nur auf das hinweisen, was Erzbischof Zollitsch selbst in seiner
Erklärung festgestellt hat: Allein dem Hl. Stuhl – und nicht den Bischofskonferenzen – obliegt es, die
Voraussetzungen für die volle Einheit festzustellen und darüber zu befinden.
P. Franz Schmidberger, Distriktoberer"

(pm 06.02.2009 sk)







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