2009-03-05 15:20:35

D: „Wo die Nordseewellen...“


RealAudioMP3 "Ich hoffe, dass der frische Wind, der von See her kommt, uns auch ein bisschen beflügelt. Jedenfalls macht es uns keine Angst, dass Regen, Wind oder Sturm uns die Situation schwierig machen könnten. Ich glaube das wird uns eher ein bisschen motivieren, ein bisschen bewegen und für die Frische der Diskussion sorgen."

Die 68 Oberhirten der Deutschen Bischofskonferenz hat es diesmal in den Norden der Republik gezogen. Doch die steife Brise der vergangenen Wochen scheint abgeflacht, über die Piusbruderschaft und Holocaustleugner herrscht Einigkeit. Auch die Schlagzeilen werden wieder positiver. „So katholisch war Hamburg noch nie“ titelte die Lokalausgabe der Bild-Zeitung am Tag nach der Eröffnung der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Das Erzbistum mit dem Sitz in der Hansestadt ist zwar flächenmäßig das Größte der 27 in der Bundesrepublik, doch der Anteil der Katholiken ist eher gering. Zehn Prozent sind es in Hamburg-Stadt.

"Wir dürfen uns als katholische Kirche auch hier in Hamburg zeigen. Und wir tun das gerne. Zumal sich Hamburg als Hafen ja durchaus als Tor zur Welt fühlt und wir auch in unserer Bischofskonferenz nicht nur nach innen schauen, sondern auch nach außen schauen. Und diese Fragen, die die Welt und unsere Gesellschaft beschäftigen, natürlich auch unsere Fragen sind."

Die Ereignisse in Sachen Piusbruderschaft sind hier in der Diaspora auf besonders viel Unverständnis gestoßen. Die Katholiken sind jetzt froh über bischöfliche Unterstützung und positive Schlagzeilen:

"Als Dokumentation, dass das was da geschehne war so absolut irre ist. Was da jetzt abläuft, das kann so nicht sein. Also ich bin schon davon überzeugt, dass das uns auch den Piusbrüdern gegenüber stärkt und denen gegenüber auch ein Beweiß ist."

 
"Ja schon, aber ich finde auch das festigt den Glauben, wenn man sagen kann: „Ich glaube trotzdem“. Letzten Endes sind das für mich auch Meinungen von Menschen. Und das ist eine Meinung gewesen und meine Meinung ist anders. Oder auch die von vielen Katholiken ist anders, würde ich sagen. Aber das ist natürlich positiv und ich glaube einige werdene dadurch auch wieder sicherer oder kriegen Sicherheit auf ihrem Glaubensweg."

Die rund 60 Bannerträger von Kolping und Maltesern beim Eröffnungsgottesdienst kommen genauso wie die Gläubigen im Mariendom bei weitem nicht nur aus Hamburg selbst. Alle gemeinsam zeigen Flagge.

"Dass wir nicht nur evangelisch sind, wie es immer heißt, sondern, dass es auch hier Katholiken gibt und auch Kooperation zwischen den Kirchen, aber auch allgemeine Offenheit und Festigkeit der Katholiken. Weil ich glaube, dass es hier teilweise schwerer ist Katholik zu sein als in Bayern, weil es hier viel weniger gibt."

 
"Als Hamburger Katholikin ist man doch ein bisschen stolz. Ohne die Nase jetzt hoch tragen zu wollen."

Der erst vor kurzem wieder eröffnete Hamburger Mariendom liegt in einem der Kneipen- und Szeneviertel, Spielbanken und Nachtlokale sind nicht weit. Zollitsch rühmte Hamburg als Tor zur Welt, den Sichtkontakt zu ihr können die Bischöfe haben – zumindest auf der Busfahrt zurück zum Tagungsort.

Auch der ist ganz irdischer Natur: ein Nobelhotel unweit der Alster. Hamburg besitzt kein ausreichend großes bewirtetes Gästehaus. Gastgeber-Erzbischof Werner Thissen bekennt:

"Ich habe den Eindruck, dass die Bischöfe zunächst etwas konzterniert waren, weil dieses Hotel nun wirklich ein sehr herausgehobenes Hotel ist. Aber dass sie inzwischen gemerkt haben, dass es wunderbare Arbeitsbedingungen sind."

Nachfragen, auch aus dem Volk, ob dieser Ort in Zeiten der Wirtschaftskrise denn angemessen sei, kann der Oberhirte entkräften:

"Natürlich ist es ein bisschen eigenartig in einem so wunderbaren Hotel zu tagen, wenn wir vorher in eher kargen Bistumsakademien waren. Aber ich mochte dem Hotelier, der mir das zu einem Preis angeboten hat wie in unseren Bistumsakademien, nicht sagen: nun bauen sie wegen des Sozialimage erstmal noch ein einfaches Hotel. Wir haben das dankbar angenommen."

Für mehr Kontakte zur Welt bleibt keine Zeit; am Mittwochabend eine Hafenrundfahrt – aber auch da bleiben die Bischöfe unter sich. Zeitgleich spielt der HSV, für die Hamburger sind Stadion und Fernsehen an diesem winterlichen Märzabend attraktiver als die windigen Landungsbrücken. Das letzte Ausflugsschiff hatte schon Stunden zuvor den Anker geworfen, eigens für die Bischöfe gibt es eine nächtliche Tour – auch für die Matrosen ungewohnte Arbeitsumstände. Bei Seemannsliedern geht’s für die sturmerprobten Oberhirten derweil in hoffentlich wieder ruhigeres Fahrwasser.

(rv 05.03.2009 bp)







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