D: Hoffnung auf Neuanfang nach Debatte um Piusbrüder
Die deutschen Bischöfe
distanzieren sich deutlich von der traditionalistischen Pius-Bruderschaft. In einer
Erklärung zum Abschluss ihrer Vollversammlung in Hamburg kritisieren sie auch Kommunikationspannen
im Vatikan; gleichzeitig aber nehmen sie den Papst gegen Kritik in Schutz. Birgit
Pottler berichtet.
Der Bischofskonferenz Vorsitzende stellte die erst am letzten
Versammlungstag ausformulierte und verabschiedete Erklärung der deutschen Oberhirten
der Presse vor. „Ich darf ihnen sagen, wir haben sie einstimmig verabschiedet“,
betonte Robert Zollitsch ausdrücklich.
Die Querelen um die Pius-Brüder waren
ein zentraler Tagesordnungspunkt in den Debatten in Hamburg. Hinter verschlossenen
Türen hatten die Bischöfe lange um Inhalte und Form der Erklärung gerungen. Wie sie
jetzt weiter verteilt und veröffentlicht wird, entscheidet jeder Bischof für sein
Bistum. Unmissverständlich halten die Oberhirten fest: „Wir müssen feststellen,
dass die Priesterbruderschaft Pius X. sich von sich aus von der katholischen Kirche
abgespalten hat. Es liegt nun an der Bruderschaft, das Schisma zu überwinden und durch
einen Prozess der Wiedereingliederung die Einheit mit dem Papst und der katholischen
Kirche wieder herzustellen.“
Die nach der Aufhebung der Exkommunikation
seitens der Piusbrüder angekündigten Weihen bezeichnete Zollitsch als eine Art „Kampfansage“
an die Kirche und einen Verstoß gegen die kirchliche Ordnung. Den Vatikan bitten die
Bischöfe um eine „baldige Klärung“ der rechtlichen Konsequenzen. Sollte die Piusbruderschaft
ihr Verhalten nicht ändern, sei eine erneute Exkommunikation für ihn die „innere Konsequenz“,
meint Zollitsch. In die gemeinsame Erklärung des Episkopats ist diese Position aber
nicht eingeflossen. „Ich möchte dem Heiligen Stuhl aber jetzt nicht verschiedene
Stufen vorschreiben, in welcher Weise die Verantwortlichen dort vorangehen sollen.“ Hoffung
auf – die vom Papst angestoßene – baldige Einheit haben die Bischöfe kaum: „Nach
den bisherigen Äußerungen von Vertretern der Piusbruderschaft sehen wir die Chancen
gering, dass es zu einer gemeinsamen Basis kommen kann. Wenn gar erklärt wird, Papst
Benedikt selbst habe häretische Äußerungen getan, oder dass das Konzil der große Sündenfall
der katholischen Kirche sei… An solchen pointierten schlagwortartigen Äußerungen merken
sie schon, wie weit wir tatsächlich auseinander liegen.“
Offene
Kritik übt der deutsche Episkopat an einzelnen Vatikanstellen. Was bislang verschiedene
Bischöfe singulär betonten, bekräftigt jetzt die gemeinsame Erklärung. Ihr Vorsitzender
ergänzt: „Wir haben ja erlebt, dass offensichtlich Kardinal Hoyos weder den
Papst noch den Präfekten der Bischofskongregation über diese Personen informiert hat,
deren Exkommunikation aufgehoben werden soll. Konkret gilt das für Richard Williamson
und seine Äußerungen. Wir haben außerdem erlebt, dass wir selbst, auch als Bischofskonferenz,
erst am Samstag, an dem die Aufhebung der Exkommunikation verkündet wurde, um halb
elf davon erfahren haben. Man muss also sagen, dass innerhalb der Kurie Informationsmängel
bestehen. Man hat tatsächlich nicht genug bedacht, bei solch einem wichtigen Schritt
die Bischöfe vorher zu informieren oder sogar zu konsultieren. Das hängt für mich
nicht an der Person des Papstes; dafür sind Personen innerhalb der Kurie verantwortlich
und zuständig.“
Bei seinem Besuch in Rom nächste Woche wolle er mit den
Zuständigen diese Frage erläutern und nicht alles auf den Papst konzentrieren. „Wir
werden uns sicher über die Situation in Deutschland austauschen und wie die Vorgänge
aufgenommen wurden. Ich werde den Wunsch vortragen, dass wir vor solch wichtigen Entscheidungen
rechtzeitig vorher informiert werden können, damit es durch die Kommunikation zwischen
Rom und uns leichter ist, zu informieren und leichter ist, etwas zu sagen.“
Die
Debatte um die – so wörtlich – bornierten Aussagen von Richard Williamson, habe gezeigt,
wie sensibel das Verhältnis zwischen Katholischer Kirche und den Juden sei. Für die
deutschen Bischöfe sie klar: Hinter das Erreichte im Dialog gebe es kein Zurück.
Nicht
unerwähnt lassen die Bischöfe kritische Äußerungen in der Debatte auch aus innerkirchlichen
Kreisen. Zollitsch: „Wir haben feststellen müssen, dass es in den vielen Äußerungen
manchmal durchaus – ich möchte fast sagen – zu verzerrten und polemischen Aussagen
kam. Vor allem weisen wir den Versuch zurück, das Ansehen und die Integrität des Papstes
in Zweifel zu ziehen.“
Die Bewegung „Wir sind Kirche“ hatte parallel zur
Vollversammlungen Diskussionsforen veranstaltet und ihre Petition „für die uneingeschränkte
Anerkennung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils“ mit einem Zwischenstand
von 36.300 Unterschriften an den Sekretär der Bischofskonferenz übergeben. Jesuitenpater
Hans Langendörfer machte bei dem Fototermin deutlich, dass die Inhalte der Petition
zu den Auffassungen der Bischofskonferenz teilweise in sehr großem Widerspruch stehen. „In
der Petition, die hier anzunehmen für uns auch eine Frage des guten Umgangs miteinander
gewesen ist, wird suggeriert, dass das Pontifikat von Benedikt XVI. in die völlig
falsche Richtung weist. Eine solche Bewertung steht in völligem – nicht nur in weitgehendem
– Gegensatz zu dem, was in der Bischofskonferenz empfunden wird und wie sie den Papst
und sein Pontifikat sieht. Das ist nicht ein Pontifikat des rückwärts orientierten
Gehens in vergangene Zeiten. Wer so resümiert, steht nicht in einer Linie mit dem,
was die Bischofskonferenz empfindet.
„Wir haben feststellen müssen,
dass es in diesem Zusammenhang auch Unsicherheit über den Weg der Kirche bei uns in
Deutschland gibt“, ergänzt Zollitsch. Doch die Bischöfe sehen den Konflikt auch
als Chance, das Zweite Vatikanische Konzil und seine Dynamik neu ins Bewusstsein der
Katholiken zu bringen. „Denn die entscheidende Sorge für uns ist die Stärkung und
Erneuerung des kirchlichen Lebens und seine Bezeugung hier in Deutschland. Wir hoffen,
dass es jetzt auch zu einem entsprechenden Neuanfang kommt.“