Russland: Patriarch nimmt kirchliche Außenpolitik in eigene Hand
Der neue russisch-orthodoxe
Patriarch Kyrill I. setzt neue Akzente in der kirchlichen Führung: Seinen Schwerpunkt
legt er offenbar auf die Beziehung zum Ausland. So empfing er jüngst einen Schweizer
Minister. Weitere Treffen mit politischen und kirchlichen Vertretern sind geplant.
In
Moskau ist das lange und gespannte Warten auf den Nachfolger des neuen russischen
Patriarchen Kyrill I. in seinem bisherigen Amt als mächtiger Leiter der kirchlichen
Außenbeziehungen nun zu Ende. Am Patriarchensitz, dem Daniels-Kloster, sind die Würfel
gefallen: Es wird keinen Nachfolger des heutigen Patriarchen von Moskau und ganz Russland
an der Spitze des kirchlichen Außenamtes geben. Keiner der Favoriten, weder der auf
interorthodoxe Fragen spezialisierte Bischof Mark Golowkow von Jegorevsk bei Moskau
noch der katholikenfreundliche Ilarion Alfejew haben das Rennen gemacht. Patriarch
Kyrill I. wird sein eigener Nachfolger, d.h. er wird dieses wichtige Amt selbst behalten
und nur die Leiter der beiden Abteilungen interorthodoxe und zwischenchristliche Beziehungen
aufwerten. Inzwischen wurde auch bekannt, dass der neue Oberhirte der Russischen
Orthodoxen Kirche seine erste Auslandsreise demnächst in die Ukraine machen wird.
Er will sich bemühen, die dort in drei orthodoxe und eine griechisch-katholische Jurisdiktion
aufgefächerte Ostkirche unter Moskauer Führung zu einen. Zwar hat Kyrill noch als
Chef der kirchlichen russischen Außenpolitik einen Vorschlag des griechisch-katholischen
Oberhirten Lubomir Husar zurückgewiesen, der auf eine gleichzeitige Kirchengemeinschaft
der Ukrainer mit Rom, Konstantinopel und Moskau hinauslief. Doch bleibt in Kiew kirchenpolitisch
alles weiter in Bewegung, weshalb der Besuch de russischen Patriarchen dort mit Spannung
erwartet wird.