2009-03-02 12:28:14

D: „Abtreibungen nicht mit Holocaust vergleichen“


Man sollte Abtreibungen nicht mit dem Holocaust vergleichen. Das meint der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. In der ARD wandte er sich gegen angebliche Äußerungen des Augsburger Bischofs Walter Mixa. Dieser soll die Zahl der in den letzten Jahrzehnten abgetriebenen Kinder mit der Zahl der unter Hitler ermordeten Juden verglichen haben. Wörtlich meinte Zollitsch dazu: „Der Holocaust ist etwas Furchtbares. Und es gibt gar keine Möglichkeit, den Holocaust einfach mit anderen Elementen zu vergleichen.“ Er hoffe auf eine Klarstellung durch seinen Amtsbruder in Augsburg. Zollitsch wörtlich: „Wir werden über diese Frage miteinander sprechen.“

Mixas Äußerung war nach Angaben einer fränkischen Regionalzeitung letzte Woche bei einem Besuch in Dinkelsbühl gefallen. Das Bistum Augsburg weist den Bericht entschieden zurück. Es könne gar keine Rede davon sein, dass Bischof Mixa das „grauenvolle Unrecht gegen das jüdische Volk“ relativieren wolle.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, hat erneut schwere Kritik an der Kirche geübt. Bischof Mixas angebliche Äußerung und der Fall Williamson zeigten, dass die Kirche derzeit „geradezu auf der Überholspur zurück ins Mittelalter“ sei. Das schreibt Kramer in einem Gastbeitrag der Zeitung „Die Welt“. Mit seinem Vergleich zwischen den Opferzahlen durch Abtreibungen und den Holocaust liege Bischof Mixa auf der „geistigen Linie der Pius-Bruderschaft“; damit folge er dem Holocaust-Leugner Richard Williamson „auf subtileren Wegen“. Kramer äußert sich häufig sehr pointiert; von seinen heftigen Anschuldigungen gegen den deutschen Parlamentspräsidenten Norbert Lammert hat sich künftig sein eigener Verband distanziert.

Das Bistum Augsburg hat die Kritik Kramers als „abwegig und völlig überzogen“ zurückgewiesen. Das Missverständnis eines angeblichen Vergleichs der Abtreibungspraxis in Deutschland mit dem Holocaust durch Bischof Walter Mixa sei überhaupt nur entstanden, weil der Bischof zu Beginn eines Vortrags zunächst aus aktuellem Anlass und in scharfer Form jegliche Leugnung des Holocausts zurückgewiesen und sich mit den Juden solidarisiert habe. Das sagte Mixas Pressesprecher am Montag. Der Bischof habe den Mord an über sechs Millionen Juden als „entsetzliches und absolut singuläres Verbrechen“ bezeichnet und betont, dass der Holocaust für alle Zeiten eine Mahnung sei, Leben und Menschenwürde jedes Einzelnen zu achten.

Anschließend habe der Bischof dann darauf hingewiesen, dass es auch in der Gegenwart Verbrechen gegen das Leben in unvorstellbarem Ausmaß gebe. Dabei habe er dann die Zahl der Abtreibungen von 9 Millionen in den letzten dreißig Jahren genannt. Wer versuche, daraus eine antijüdische Haltung zu konstruieren oder gar die Kirche als mittelalterlich zu beschimpfen, diene nicht dem fruchtbaren und brüderlichen Gespräch zwischen Juden und Christen. Gleichzeitig müsse einem katholischen Bischof aber zugestanden werden, dass er das Unrecht der Abtreibung in aller Deutlichkeit anspreche. Der Pressesprecher erinnerte daran, dass Bischof Mixa als eine seiner ersten Amtshandlungen in Augsburg der jüdischen Kultusgemeinde einen Freundschaftsbesuch abgestattet habe.

(pm/ag/kna 02.03.2009 sk)







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