Man sollte Abtreibungen
nicht mit dem Holocaust vergleichen. Das meint der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Erzbischof Robert Zollitsch. In der ARD wandte er sich gegen angebliche Äußerungen
des Augsburger Bischofs Walter Mixa. Dieser soll die Zahl der in den letzten Jahrzehnten
abgetriebenen Kinder mit der Zahl der unter Hitler ermordeten Juden verglichen haben.
Dazu Zollitsch wörtlich:
„Wir wissen ja alle, dass der Holocaust etwas furchtbares
ist. Es gibt gar keine Möglichkeit, den Holocaust einfach mit anderen Elementen zu
vergleichen. Natürlich sind wir auch alle besorgt, wegen der hohen Zahl der Abtreibungen.
Aber es wird immer darauf ankommen, dass wir, wenn wir Vergleiche anstellen, die richtigen
Proportionen treffen. Ich meine, es ist wichtig, dass wir uns als katholische Kirche
ganz klar vom Holocaust distanzieren, dass wir um dieses furchtbare Verbrechen wissen.
Und es ist wichtig, dass wir das auch immer wieder zur Sprache bringen und, ich glaube,
das hat die deutsche Bischofskonferenz auch immer wieder getan.“ Mixas Äußerung
war nach Angaben einer fränkischen Regionalzeitung letzte Woche bei einem Besuch in
Dinkelsbühl gefallen. Das Bistum Augsburg weist den Bericht entschieden zurück. Es
könne gar keine Rede davon sein, dass Bischof Mixa das „grauenvolle Unrecht gegen
das jüdische Volk“ relativieren wolle. Erzbischof Zollitsch hofft auf eine Klarstellung
durch seinen Amtsbruder in Augsburg. Gegenüber der ARD sagte er:
„Wir werden
über diese Frage miteinander sprechen. Selbstverständlich hat dann auch Bischof Mixa
die Gelegenheit, seine Äußerung, die falsch verstanden worden ist oder missverstanden
worden ist, in dem richtigen Kontext klarzustellen.“ Man habe in Deutschland
eine hohe Sensibilität, was den Holocaust betrifft. Und das sei auch gut so, meint
Zollitsch. Missverständliche Äußerungen müssten daher immer offen thematisiert und
klargestellt werden, so der Oberhirte weiter. - Mit derselben Offenheit wollen die
Bischöfe dieser Tage bei ihrem Treffen in Hamburg auch über den Streit um den Lefebvre-Bischof
und Holocaust-Leugner Williamson sprechen. Gegenüber der ARD betonte Zollitsch bereits
vorab die geeinte Grundhaltung der Bischöfe:
„Wir, alle deutschen Bischöfe,
haben immer klar Stellung dazu genommen. Für uns ist klar, dass das, was Bischof Williamson
äußerte, eine unmögliche Äußerung ist und dass keiner von uns diese Äußerung in irgendeiner
Art und Weise rechtfertigt oder hinter dieser Äußerung steht. Wir haben aber von unserer
Seite auch begrüßt, dass Papst Benedikt versucht hat, der Pius-Bruderschaft die Hände
zu reichen und zu sagen: ‚Wir sind bereit, auf Euch zuzugehen, wenn Ihr bereit seid,
das Zweite Vatikanische Konzil voll anzuerkennen und wenn ihr bereit seid, Euch voll
der Autorität des Papstes zu unterstellen.‘ Das ist die gemeinsame Position der deutschen
Bischöfe.“ Der Konflikt um die Piusbruderschaft und insbesondere den Fall
Williamson ist eines der Hauptthemen, über das die deutschen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung
in dieser Woche sprechen werden. Erzbischof Robert Zollitsch wird das Bischofstreffen
an diesem Montagabend mit einer feierlichen Eucharistiefeier im Mariendom zu Hamburg
eröffnen.