Wocheninterview: Tauran, „Interreligiöser Dialog muss Basis erreichen“
Um den Weltfrieden
zu sichern, müssen sich christliche und muslimische Führer in eine friedliche Auseinandersetzung
begeben. Das ist zum Beispiel vergangene Woche beim Treffen der gemischten Kommission
für den Dialog geschehen. Doch der interreligiöse Dialog müsse auch die Basis erreichen.
Darauf wies der Präsident des Päpstliches Rates, Kardinal Jean Louis Tauran, im Gespräch
mit Radio Vatikan hin:
„Das Grundproblem ist meiner Meinung nach, dass sich
die Verbesserung der interreligiösen Beziehungen und auch der Atmosphäre, die man
bei diesen Gesprächen (der religiösen Führer, Anm. d. Red.) spürt, noch nicht auf
die Massen auswirkt. Ich denke, das ist das große Problem: Wie kann man von oben aus
die Basis erreichen?“
Das 11. Treffen der gemischten Kommission für den
Dialog im Vatikan (vom 16.-20. Februar 2009) stand im Zeichen einer „Pädagogik für
den Frieden“. Was ist darunter zu verstehen?
„Als religiöse Führer ist es
unsere Aufgabe, die junge Generation zur Begegnung der Kulturen und der Menschen zu
erziehen. Ein anderer Punkt ist die Art und Weise, wie der interreligiöse Dialog in
der Öffentlichkeit kommuniziert wird. Die Massenmedien haben die Aufgabe, ein positives
und respektvolles Bild der Beziehungen zwischen den Religionen zu zeigen und zu verbreiten.“
Neben
der Kultivierung des Dialogs auf höchster Ebene – etwa bei Begegnungen von Führern
der Weltreligionen – geht es also auch darum, den interreligiösen Dialog unter das
Volk zu tragen. Wo werden im aktuellen Weltgeschehen am dringendsten Lösungen gebraucht?
„Wir
betonen die Verbindung, die zwischen dem Weltfrieden und den Menschenrechten besteht,
insbesondere der Menschenwürde sowie der Gewissens- und Religionsfreiheit. Die Situation
im Nahen Osten ist wegen des ungelösten Konfliktes Israel-Palästina immer noch sehr
angespannt. Wir haben die politischen Führer gebeten, alle Ressourcen des internationalen
Rechtes auszuschöpfen, um dieses Problem zu lösen – mit Hilfe der Wahrheit, der Gerechtigkeit
und vor allem auf friedlichem Weg.“
Welche Bedeutung haben Konflikte zwischen
Christen und Moslems für den Weltfrieden?
„Ich würde sagen, dass die guten
Beziehungen zwischen Christen und Moslems einen besonders wichtigen Bestandteil des
Weltfriedens darstellen. Und ich möchte unterstreichen: Der Dialog geht weiter.“