Pakistan: Im Swat-Tal herrscht Angst vor neuem Integralismus
Dem Swat-Tal im Nordosten
Pakistans droht ein neuer islamischer Fundamentalismus von Seiten der Taliban. Unter
der Bedingung, einen Waffenstillstand einzuhalten, hatte die Regierung in Islamabad
den Taliban gestattet, in der Region das islamische Gesetz der Sharia anzuwenden.
Unter der Bevölkerung der eigentlich liberal eingestellten Region herrsche nun Angst
vor einem neuen radikalen Integralismus. Das sagt Pater Bernardo Cervellera, der Direktor
der katholischen Nachrichtenagentur Asianews, im Gespräch mit Radio Vatikan. Dazu
Pater Cervellera:
„Die Frage ist, ob die Sharia durch die Taliban nun in
radikaler Art und Weise angewandt werden wird. Man muß zum Beispiel sehen, ob sie
den Mädchen, von denen in dieser Region mindestens 80.000 zur Schule gehen, nun verbieten
werden, zu lernen oder ob sie den Lehrern verbieten, ihre Arbeit auszuüben. Vor den
Einschränkungen, körperlichen Strafen, Hinrichtungen, der Pflicht zur Verhüllung und
all den Dingen, die die Sharia mit sich bringt, haben die Menschen große Angst. In
der Vergangenheit gab es viel Gewalt und wiederholt Angriffe auf Schulen, Christen
und liberale Moslems. Mit der aktuellen Übereinkunft zwischen beiden Parteien wird
sich zeigen, ob sich die Situation verbessern wird oder nicht.“
Der vereinbarte
Waffenstillstand ist für die Bevölkerung zwar eine kurzfristige Erleichterung, doch
mit der Sharia könnte das einst beliebte Tourismusgebiet ins Mittelalter zurückverfallen,
mahnt Pater Cervellera.
„Das Swat-Tal war ja bisher als Tourismus-Ziel
bekannt und war relativ reich. Die Bevölkerung ist im Allgemeinen sehr offen, es gibt
auch viele katholische Schulen, mit anderen Worten: Dieser Landstrich ist eigentlich
der modernste Teil Pakistans. Doch jetzt haben die Menschen große Angst, dass sie
mit den Taliban wieder in ein dunkles Zeitalter zurückgeworfen werden.“