Kambodscha: Katholiken beten für „gerechten Prozess“
Die Katholiken in
Kambodscha rufen ihre Mitbürger auf, für die nationale Aussöhnung einzustehen. Jeden
Tag beten Gläubige in der katholischen Kirche vom „Kinde Jesu“ in Phnom Penh, um an
die rund zwei Millionen Opfer der Roten Khmer zu erinnern. Vor einer Woche wurde der
Prozess gegen die ehemaligen Anführer der Roten Khmer eröffnet. Pater François
Ponchaud hat den Einmarsch der Roten Khmer als Augenzeuge erlebt und als erster über
den Völkermord geschrieben. Seit 44 Jahren lebt er in Kambodscha. Schon 1978 erschien
sein Buch Cambodge - année zéro, doch niemand wollte den Schreckensberichten
des katholischen Priesters glauben.
„Die Herrschaft der Roten Khmer war
schrecklich und ungeheuerlich. Es ist gut, dass sich die Justiz um die Verurteilung
der Verantwortlichen kümmert, wenn auch viele von ihnen aus Altersgründen mittlerweile
nicht mehr leben. Dass es dabei eine Zusammenarbeit von kambodschanischen mit internationalen
Juristen gibt, finde ich gut. Doch wenn ich an dieses internationale Tribunal denke,
bin ich sehr verbittert.“
Der Prozess sei eine Genugtuung für die Opfer,
meint Pater Ponchaud. Doch er kritisiert vor allem die Rolle der internationalen Gemeinschaft.
„Ich
würde sogar sagen, dass dieser Prozess ein Sieg der internationalen Ungerechtigkeit
ist. Man kann doch nicht jahrelang so tun, als ob alles in Ordnung sei und dann plötzlich
merkt die internationale Gemeinschaft, dass irgendwo in Südostasien Millionen von
Menschen brutal umgebracht wurden. Das ist eine Heuchelei.“
Mittlerweile
erschien bereits der erste Angeklagte vor dem internationalen Gericht: Der ehemalige
Chef des kambodschanischen Geheimdienstes, Kaing Guek Eav alias „Duk“, wird angeklagt,
über 17.000 Menschen gefoltert und getötet zu haben.