Bei einem Anschlag
auf einen Basar in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist am Sonntag eine Bombe inmitten
einer französischen Jugendgruppe explodiert. Eine Schülerin starb. Unter den Verletzten
ist auch ein Deutscher. Trotz allem sei Ägypten ein gastfreundliches und vor allem
tolerantes Land, wo der interreligiöse Dialog gepflegt werde, berichtet Joachim Schroedel,
Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Kairo.
„Der Anschlag ist eine
dramatische Angelegenheit. Das gilt auch für die Ägypter selber. Ich sehe in diesem
Anschlag keinerlei Beginn einer neuen Terrorwelle, was man sicherlich von westlichen
Medien unter Umständen jetzt hören könnte. So traurig es klingen mag, handelt es sich
bei diesem Anschlag um einen Einzelfall, der meines Erachtens keineswegs irgendeine
Billigung von einer ägyptischen Schicht hat, auch nicht von den Muslim-Brüdern oder
ähnlichen Gruppierungen.“
Ägypten lebe vom Tourismus. Daher sei die Gastfreundschaft
ein wichtiger „Rohstoff“ für das nordafrikanische Land. Dazu brauche es aber ein bestimmtes
Feingefühl bei der Verständigung zwischen den Kulturen. Joachim Schroedel:
„Das
Problem, wie ich sehe, ist hier, dass man gegenüber dem Westen und den westlichen
Ausländern – jährlich kommen allein 1,3 Millionen Deutsche hierher – mit gewissen
Vorurteilen begegnet, weil man immer wieder sagt: Was aus dem Westen kommt, das entspricht
nicht unserer Moralvorstellung und unserer Idee von gutem menschlichen Verhalten.
Das kann zu Provokationen führen. Ein Appell an die Touristen lautet daher: Sie müssen
sich überlegen, dass sie sich vor der Abreise nach Ägypten oder in ein anderes muslimisch
geprägtes Land mit den Sitten und Gebräuchen vertraut machen müssen. Denn wie wir
uns als Christen in dem anderen Land zeigen, so bilden wir die Folie ab, unter der
alle Europäer dort gesehen werden.“
In den neunziger Jahren war Ägypten
Schauplatz einer Serie blutiger Anschläge ägyptischer Terrorgruppen gegen Touristen.
Zuletzt waren im April 2006 bei einem Attentat im Badeort Dahab auf der Sinai-Halbinsel
20 Menschen getötet worden, unter ihnen sechs Ausländer.
(afp/rv 23.02.2009
mg)
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