2009-02-23 14:22:27

Ägypten: „Kein Beginn neuer Terrorwelle“


RealAudioMP3 Bei einem Anschlag auf einen Basar in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist am Sonntag eine Bombe inmitten einer französischen Jugendgruppe explodiert. Eine Schülerin starb. Unter den Verletzten ist auch ein Deutscher. Trotz allem sei Ägypten ein gastfreundliches und vor allem tolerantes Land, wo der interreligiöse Dialog gepflegt werde, berichtet Joachim Schroedel, Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Kairo.

„Der Anschlag ist eine dramatische Angelegenheit. Das gilt auch für die Ägypter selber. Ich sehe in diesem Anschlag keinerlei Beginn einer neuen Terrorwelle, was man sicherlich von westlichen Medien unter Umständen jetzt hören könnte. So traurig es klingen mag, handelt es sich bei diesem Anschlag um einen Einzelfall, der meines Erachtens keineswegs irgendeine Billigung von einer ägyptischen Schicht hat, auch nicht von den Muslim-Brüdern oder ähnlichen Gruppierungen.“

Ägypten lebe vom Tourismus. Daher sei die Gastfreundschaft ein wichtiger „Rohstoff“ für das nordafrikanische Land. Dazu brauche es aber ein bestimmtes Feingefühl bei der Verständigung zwischen den Kulturen. Joachim Schroedel:

„Das Problem, wie ich sehe, ist hier, dass man gegenüber dem Westen und den westlichen Ausländern – jährlich kommen allein 1,3 Millionen Deutsche hierher – mit gewissen Vorurteilen begegnet, weil man immer wieder sagt: Was aus dem Westen kommt, das entspricht nicht unserer Moralvorstellung und unserer Idee von gutem menschlichen Verhalten. Das kann zu Provokationen führen. Ein Appell an die Touristen lautet daher: Sie müssen sich überlegen, dass sie sich vor der Abreise nach Ägypten oder in ein anderes muslimisch geprägtes Land mit den Sitten und Gebräuchen vertraut machen müssen. Denn wie wir uns als Christen in dem anderen Land zeigen, so bilden wir die Folie ab, unter der alle Europäer dort gesehen werden.“

In den neunziger Jahren war Ägypten Schauplatz einer Serie blutiger Anschläge ägyptischer Terrorgruppen gegen Touristen. Zuletzt waren im April 2006 bei einem Attentat im Badeort Dahab auf der Sinai-Halbinsel 20 Menschen getötet worden, unter ihnen sechs Ausländer.

(afp/rv 23.02.2009 mg)

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