Argentinien hat den Holocaust-Leugner Richard Williamson ultimativ aufgefordert, das
Land zu verlassen. Der britische Bischof und Angehörige der Pius-Bruderschaft müsse
innerhalb von zehn Tagen das Land verlassen, sonst werde er ausgewiesen, teilte das
argentinische Innenministerium mit. Mit der Leugnung der Shoah habe Williamson „die
Argentinier, das jüdische Volk und die ganze Menschheit“ beleidigt, sagte Innenminister
Florencio Randazzo nach Informationen der ARD. Außerdem gebe es „Unregelmäßigkeiten“
in seinen Aufenthaltspapieren. Der Brite habe die wirklichen Gründe für seinen Aufenthalt
verschwiegen und angegeben, er arbeite für eine Nichtregierungsorganisation. Williamson
hatte lange Zeit ein Priesterseminar in La Reja bei Buenos Aires geleitet, die Pius-Bruderschaft
hat ihm diesen Posten allerdings vergangene Woche entzogen. Er gehört zu vier Bischöfen
der Priester-Bruderschaft St. Pius X., deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. Ende
Januar aufgehoben hatte. Der Vatikan kommentiert das Vorgehen Argentiniens nicht.
„Die Kirche hat damit nichts zu tun. Der argentinische Staat hat seine Gesetze angewandt“,
betonte der italienische Kurien-Erzbischof Velasio De Paolis in einem Interview der
Zeitung „La Repubblica“ (Freitagsausgabe). Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses,
Ronald Lauder, begrüßte die Ankündigung, Argentiniens, Williamson ausweisen zu wollen.
– In einem Interview mit einem schwedischen Fernsehsender hatte Williamson gesagt,
er denke, dass „200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben“ seien,
aber „nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern“. Von seinen Äußerungen hat sich
Williamson trotz der ausdrücklichen Aufforderung des Papstes bislang nicht distanziert.
Der Vatikan hat erklärt, der Papst habe Williamsons Aussagen vor der Aufhebung von
dessen Exkommunikation nicht gekannt.