2009-02-17 11:59:10

Österreich: „Gemischte Jagdgesellschaft“


Der frühere Nationalratspräsident Andreas Khol kritisiert, die Ernennung Wagners zum Linzer Weihbischof sei „völlig an den österreichischen Bischöfen vorbeigegangen“. Er finde es sehr positiv, dass die Bischöfe in der Causa „so geeint vorgegangen“ seien „und in Rom auch solches Gewicht haben, dass eine Entscheidung zurückgenommen wird“. Die Entwicklung zeige, dass die Kirche aus den Erfahrungen etwa mit dem früheren St. Pöltner Bischof Kurt Krenn gelernt habe. Der ÖVP-Politiker und Mitinitiator der „Laien-Initiative“ war in den letzten Tagen zu Gesprächen im Vatikan.

Der Linzer Bischofsvikar Wilhelm Viehböck hat daran erinnert, dass die katholische Kirche unter dem Eindruck der Causa Groer schon vor zehn Jahren im „Dialog für Österreich“ um Verbesserungen bei Bischofsernennungen bemüht war. Die Ergebnisse seien „leider versandet“.

Die „Arbeitsgemeinschaft Christen“ der FPÖ kritisiert die Haltung der österreichischen Bischöfe in der Causa Wagner. In einem Statement schreibt das Gremium, die Kirche gehe „vor einer gemischten Jagdgesellschaft aus Linkskatholiken, Agnostikern und Kirchenfeinden“ in die Knie, „deren Ziel nicht die Person Wagners, sondern die katholische Hierarchie und das Papstamt sind“. „Weder Diskussionsleiterinnen vom ORF noch Redakteure von Tageszeitungen“ seien „dazu berufen, den Kurs der Kirche zu bestimmen“.

Respekt für Kardinal Schönborn in seiner Rolle als Krisenmanager äußert der Wiener Pastoraltheologe Prof. Zulehner. Die Ernennung Wagners habe wie ein Rückgriff in überwunden geglaubte Zeiten gewirkt, als die Kirche durch Bischöfe wie Groer und Krenn in eine Vertrauenskrise geraten sei. Bischofsbestellungen in jüngerer Zeit wie jene in Salzburg, Innsbruck oder St. Pölten seien demgegenüber Ausdruck einer „Politik der Beruhigung“ gewesen. Dies entspreche auch dem „alten Gesetz der Kirche“, dass niemand Bischof werden soll, den das Kirchenvolk nicht akzeptiert. Die Autorität des Papstes werde gerade nicht dadurch erschüttert, einen Fehler einzugestehen, betonte Zulehner; bei Autorität gehe es nicht um „rechthaberische Züge“, sondern um das größtmögliche Wohl der Ortskirche. Der „eigentliche Streitpunkt in Oberösterreich“ ist laut Zulehner die Frage, wie die Kirche in Zeiten des Priestermangels „nahe an den Menschen bleiben“ könne. Im Bistum Linz habe man in einer „sehr klugen Weise“ entschieden, dass qualifizierte Laien priesterliche Aufgaben wie Gemeindeleitung, Taufen und Predigen übernehmen, um die Seelsorge zu garantieren. Statt dagegen Protest einzulegen, dass hier „Laien klerikalisiert“ werden, müssten diese Laien geweiht werden, schlug Zulehner vor.

Auf seine Bitte um Rücktritt von der Bischofsernennung hat Gerhard Maria Wagner noch keine offizielle Antwort aus dem Vatikan. Darauf weist das Pressebüro des Heiligen Stuhles hin. Papst Benedikt hatte Wagner am 31. Januar zum Linzer Weihbischof ernannt.

Der Dekan der Katholischen Fakultät an der Uni Wien, Martin Jäggle, begrüßt den Hirtenbrief der Diözesanbischöfe. Er sichert ihnen die volle Unterstützung der Fakultät bei der Bewältigung der derzeitigen schwierigen Lage zu. Jäggle betont, dass in dem Hirtenbrief die Wertschätzung gegenüber den Menschen in der Kirche zum Ausdruck komme. Es zeige sich eine „selbstkritische“ Kirche, die „gerade dadurch glaubwürdig Zeugnis vom Evangelium gibt“.

Auch die Katholische Aktion Österreich hat den Hirtenbrief der Bischofskonferenz begrüßt. Das Vertrauen in die Kirche, das durch die letzten Vorgänge beschädigt wurde, könne so wieder wachsen, und Kirche werde „für viele wieder einladend und nicht einseitig ausgrenzend“. Der Verband sieht den Hirtenbrief auch als „Signal für den Beginn eines offenen, ernsthaften Dialogs“.

(rv/kap 17.02.2009 sk)







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