Südkoreas erster Kardinal Stephen Kim Sou-hwan ist tot. Er starb an diesem Montag
im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus der Hauptstadt Seoul, wie die Erzdiözese
Seoul mitteilte. Kim war 30 Jahre lang, von 1968 bis 1998, Bischof in der Hauptstadt.
Papst Benedikt XVI. würdigte im Beileidstelegramm Kims langjährigen Dienst und „treue
Unterstützung“.
Kim war eine zentrale Figur der Demokratisierung Südkoreas
und ein erklärter Gegner der Militärregierungen in den 1960er bis 80er Jahren. 1986
und 1987 wurde er während der Massendemonstrationen für Demokratie im Land international
bekannt. Auch wenn er offen für eine Aussöhnung mit dem Norden war, betonte er stets
die dafür notwendige volle Religionsfreiheit im kommunistischen Teil des Landes.
Kim
wurde am 8. Mai 1922 als jüngstes von sieben Kindern in Daegu geboren. Sein Großvater
starb im Gefängnis, nachdem er für seine Konversion zum Katholizismus verhaftet worden
war. Als junger Priester wirkte Kim von 1951 an unter den schwierigen Bedingungen
des Korea-Kriegs (1950-1953). Von 1956 bis 1965 spezialisierte sich Kim im westfälischen
Münster in Sozialwissenschaften. 1966 wurde er zum Bischof von Masan ernannt; zwei
Jahre später wechselte er an die Spitze des Erzbistums Seoul. 1969 erhob ihn Paul
VI. zum Kardinal. Während seiner 30-jährigen Amtszeit in Seoul machte sich Kim um
die Erneuerung seiner Kirche im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965)
verdient. Unter anderem band er katholische Laien in die Evangelisierung ein und förderte
den Dialog mit Nichtchristen. Gegenüber staatlichen Kräften vertrat er klare Auffassungen
zum Schutz der Menschenrechte.
Während seiner 40 Jahre als Kardinal hat sich
die Zahl der Katholiken in Südkorea nach Presseangaben verfünffacht. Einer Regierungsstatistik
zufolge waren 2005 von 49 Millionen Südkoreanern 5,1 Millionen katholisch. Mehrfach
wählten die koreanischen Bischöfe Kim zu ihrem Konferenzvorsitzenden. 1973 bis 1977
leitete er auch die Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC). 1975 bis
1998 wirkte er zudem als Apostolischer Administrator für das nordkoreanische Pjöngjang. Nach
Kims Tod zählt das Kardinalskollegium noch 188 Mitglieder. Davon sind 115 jünger als
80 Jahre und wären damit zur Papstwahl berechtigt.