Auf der Insel geht die massive Armee-Offensive gegen die Tamil-Rebellen weiter. Im
Nordteil von Sri Lanka herrscht humanitärer Ausnahmezustand: Etwa 200.000 Zivilisten
sind in der Kriegsregion eingeschlossen; bei Bombardements sterben Tausende von Menschen,
auch Krankenhäuser werden zerstört. Erzbischof Mario Zenari ist der päpstliche Nuntius
in der Hauptstadt Colombo:
„Es sieht so aus, als ob der Konflikt seinem
Ende zusteuert. Aber die Kämpfe sind äußerst grausam, vor allem für die Zivilbevölkerung.
In dieser nicht engen Kriegszone haben wir noch 24 Priester, die in ihren Pfarreien
sind und praktisch in der Falle sitzen.“ Der Erzbischof bittet immer wieder
die Behörden in der Hauptstadt darum, dass die Armee doch bitte Rücksicht auf die
Zivilisten nimmt. Auf die „Tamil-Tiger“ hat der Vatikan-Vertreter weniger Einfluss.
„Die
internationale Gemeinschaft sollte Druck auf die Rebellen machen, damit sie wenigstens
die eingeschlossene Bevölkerung aus der Region abziehen lässt. Bisher sind 35.000
Menschen geflohen. Ich war am Sonntag mit dem Ortsbischof in zwei Aufnahmelagern,
wo diese Personen fürs erste einen Platz finden: Es sind in der Regel arme Familien,
etwa Fischer, denen irgendwie die Flucht geglückt ist in das von den Regierungstruppen
gehaltene Gebiet.” Wenn man die Triumph-Meldungen aus der Hauptstadt hört,
dann hat man den Eindruck, dass die Tamil-Rebellen vor ihrer endgültigen militärischen
Niederlage stehen. Aber Nuntius Zenari denkt schon an die Zeit danach – wenn die Zeichen
auf Wiederversöhnung im Land gestellt werden.
„Das ist eine ziemlich große
Aufgabe, denn es gilt, die Wunden von 25 Jahren Krieg zu heilen. Es war ein zeitweise
– etwa in den letzten Tagen – sehr grausamer Konflikt. Die Zeit danach ist eine Herausforderung
für die Kirche: Sie ist der Verband, der die beiden wichtigsten Ethnien vereint, nämlich
Singhalesen und Tamil. Sie ist also auch in der Lage, in diese Wunden des interethnischen
Konflikts einen Antivirus einzuschleusen, gegen den Virus der Ungerechtigkeit und
Gewalt... Man sollte jetzt nicht glauben, dass der Konflikt mit einem militärischen
Sieg so einfach beigelegt ist!“ (rv 13.02.2009 sk)