2009-02-03 17:41:48

Pfarrer und Nahostexperte nimmt Israel in die Pflicht


RealAudioMP3 Ein dauerhafter Frieden in Nahost ist nur zu erreichen, wenn sich auch die materiellen Konditionen der Menschen in Gaza verbessern. Das sagte der Seelsorger für die deutschsprachigen Katholiken in Kairo, Pfarrer Joachim Schroedel. Antje Dechert hat mit ihm über die humanitäre Situation im Gazastreifen gesprochen, mehr zum Thema von ihr in diesem Beitrag:

Der Waffenstillstand zwischen Israel und Palästinensern bleibt brüchig: Nachdem militante Palästinenser in den letzten Tagen wieder mehrmals Raketen aus dem Gaza-Streifen nach Israel abgefeuert haben, fliegt auch die israelische Armee wieder Luftangriffe auf Gaza. Politiker beider Konfliktparteien verhandeln derzeit in Kairo und Paris über neue Bedingungen für einen dauerhaften Waffenstillstand. Der sei allerdings nur zu erreichen, wenn sich auch die humanitäre Lage der Menschen in Gaza verbessere, meint Pfarrer Joachim Schroedel:

„Ich glaube, die Aktionsnotwendigkeit liegt bei Israel und zwar dergestalt, dass nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten gezeigt wird, dass man die Menschen im Gaza-Streifen sehr wohl schätzt und ihnen helfen möchte. Israel hat immer wieder gesagt, sie kämpften nur gegen die Hamas, hat aber dreizehnhundert Menschen getötet, wohingegen dreizehn Israelis gestorben sind.“

Unter diesem assymetrischen Krieg leidet vor allem die Zivilbevölkerung in Gaza. Es fehle an Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung, so Schroedel. Und das nicht erst seit dem Kriegsausbruch im vergangenen September:

Wir wissen ja nun ganz klar, wie groß der Schaden ist. Wer schon einmal im Gazastreifen war, und zwar schon in der Zeit vor dem Krieg, wird wissen in welcher problematischen Situation die Menschen in Gaza steckten, und dass sie in einem kleinen Ghetto gefangen sind. Wenn die Israelis wollten, konnten sie das Gebiet einfach absperren.

So mangele es eigentlich nicht an materieller Hilfe. Im Gegenteil – so habe beispielsweise die agyptische Bevölkerung seit dem jüngsten Konflikt zahlreiche Hilfsgüter für die Menschen in Gaza bereitgestellt, berichtet Schroedel. Doch die Praxis sehe anders aus: Immer wieder würden die Hilfstransporte an der Grenze zum Gazastreifen blockiert.

„Gerade am Sonntag wurde berichtet, dass UNO-Konvois in Rafah stehen blieben und nicht mit Hilfsgütern nach Gaza fahren konnten. Wenn Israel da immer noch zumauert, dann kann sich natürlich überhaupt nichts sichern.“

 
Isolation und Misere, das ist auch der Nährstoff, mit dem die Hamas die Kontrolle im Gazastreifen übernehmen konnte. Über Tunnelsysteme in den Grenzregionen schmuggeln die Radikalislamisten Waffen nach Gaza. Daher waren die Tunnel immer wieder Ziele israelischer Luftangriffe. Andererseits dienen sie aber auch als Wege für die materielle Versorgung der Bevölkerung, erklärt Schroedel. Die Abriegelung des Gazastreifens ist daher nur ein Schnitt ins eigene Fleisch, meint er. Israel soll daher den Dialog mit den Menschen in Gaza suchen:

Waffen sollten natürlich nicht geschmuggelt werden, aber die menschlichen Hilfen, die müssten eben auch einmal von Israel gesetzt werden und das tut Israel bis jetzt nicht.
 







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