Pfarrer und Nahostexperte nimmt Israel in die Pflicht
Ein dauerhafter Frieden
in Nahost ist nur zu erreichen, wenn sich auch die materiellen Konditionen der Menschen
in Gaza verbessern. Das sagte der Seelsorger für die deutschsprachigen Katholiken
in Kairo, Pfarrer Joachim Schroedel. Antje Dechert hat mit ihm über die humanitäre
Situation im Gazastreifen gesprochen, mehr zum Thema von ihr in diesem Beitrag:
Der
Waffenstillstand zwischen Israel und Palästinensern bleibt brüchig: Nachdem militante
Palästinenser in den letzten Tagen wieder mehrmals Raketen aus dem Gaza-Streifen nach
Israel abgefeuert haben, fliegt auch die israelische Armee wieder Luftangriffe auf
Gaza. Politiker beider Konfliktparteien verhandeln derzeit in Kairo und Paris über
neue Bedingungen für einen dauerhaften Waffenstillstand. Der sei allerdings nur zu
erreichen, wenn sich auch die humanitäre Lage der Menschen in Gaza verbessere, meint
Pfarrer Joachim Schroedel:
„Ich glaube, die Aktionsnotwendigkeit liegt
bei Israel und zwar dergestalt, dass nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten
gezeigt wird, dass man die Menschen im Gaza-Streifen sehr wohl schätzt und ihnen helfen
möchte. Israel hat immer wieder gesagt, sie kämpften nur gegen die Hamas, hat aber
dreizehnhundert Menschen getötet, wohingegen dreizehn Israelis gestorben sind.“
Unter
diesem assymetrischen Krieg leidet vor allem die Zivilbevölkerung in Gaza. Es fehle
an Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung, so Schroedel. Und das nicht erst
seit dem Kriegsausbruch im vergangenen September:
Wir wissen ja nun ganz
klar, wie groß der Schaden ist. Wer schon einmal im Gazastreifen war, und zwar schon
in der Zeit vor dem Krieg, wird wissen in welcher problematischen Situation die Menschen
in Gaza steckten, und dass sie in einem kleinen Ghetto gefangen sind. Wenn die Israelis
wollten, konnten sie das Gebiet einfach absperren.
So mangele es eigentlich
nicht an materieller Hilfe. Im Gegenteil – so habe beispielsweise die agyptische Bevölkerung
seit dem jüngsten Konflikt zahlreiche Hilfsgüter für die Menschen in Gaza bereitgestellt,
berichtet Schroedel. Doch die Praxis sehe anders aus: Immer wieder würden die Hilfstransporte
an der Grenze zum Gazastreifen blockiert.
„Gerade am Sonntag wurde berichtet,
dass UNO-Konvois in Rafah stehen blieben und nicht mit Hilfsgütern nach Gaza fahren
konnten. Wenn Israel da immer noch zumauert, dann kann sich natürlich überhaupt nichts
sichern.“
Isolation und Misere, das ist auch der Nährstoff,
mit dem die Hamas die Kontrolle im Gazastreifen übernehmen konnte. Über Tunnelsysteme
in den Grenzregionen schmuggeln die Radikalislamisten Waffen nach Gaza. Daher waren
die Tunnel immer wieder Ziele israelischer Luftangriffe. Andererseits dienen sie aber
auch als Wege für die materielle Versorgung der Bevölkerung, erklärt Schroedel. Die
Abriegelung des Gazastreifens ist daher nur ein Schnitt ins eigene Fleisch, meint
er. Israel soll daher den Dialog mit den Menschen in Gaza suchen:
Waffen
sollten natürlich nicht geschmuggelt werden, aber die menschlichen Hilfen, die müssten
eben auch einmal von Israel gesetzt werden und das tut Israel bis jetzt nicht.