Vatikan: Kasper sieht „Fehler im Management der Kurie“
Der Vatikan-Verantwortliche
für das Gespräch mit anderen christlichen Konfessionen und mit dem Judentum beklagt
mangelnde Kommunikation im Vatikan, was die Exkommunikation von Lefebvre-Bischöfen
betrifft. „Man hat da vorher im Vatikan zuwenig miteinander gesprochen und nicht abgecheckt,
wo die Probleme auftreten“, meinte Kardinal Walter Kasper im Gespräch mit Radio Vatikan.
Von Moskau aus, wo er an den Feiern zum Amtsantritt des orthodoxen Patriarchen Kyrill
teilgenommen hat, sagte Kasper am Montag, er sehe die derzeitige Debatte „mit großer
Besorgnis“. Im „Management der Kurie“ seien Fehler gemacht worden.
Mit Kardinal
Kasper sprach Stefan Kempis:
„Der Entrückte“, schreibt der „Spiegel“ heute
über Papst Benedikt, und in der deutschen Presselandschaft ist ein Sturm ausgebrochen
mit Blick auf den Vatikan und die Aufhebung der Exkommunikation gegen die Lefebvre-Bischöfe.
Wie beobachten Sie diese Debatte?
„Ich beobachte die Debatte mit großer
Besorgnis: Niemand kann sich darüber freuen, dass Missverständnisse aufgetreten sind.
Es sind sicher auch Fehler gemacht worden im Management der Kurie – das will ich ganz
ausdrücklich sagen. Aber in der Substanz heißt die Aufhebung dieser Exkommunikationen
ja nur, dass man sozusagen ein Hindernis weggenommen hat, damit man nun eintreten
kann in das Gespräch mit der Lefebvre-Bewegung, über eine ganze Reihe von theologischen
Fragen. Soweit ich das beurteilen kann, wird es kein leichtes, sondern ein schwieriges
Gespräch sein – sowohl über die Ökumene wie über den interreligiösen Dialog wie über
die Eucharistie oder die Religionsfreiheit… Es sind viele Fragen da zwischen uns und
ihnen. Der Papst wollte das Gespräch eröffnen, weil er die Einheit nach innen will
und nach außen. Wir hoffen, dass es nun zu einem guten Gespräch kommt, aber es kann
keine Rede davon sein, dass diese Lefebvre-Bischöfe jetzt schon in voller Gemeinschaft
mit der katholischen Kirche sind. Sie sind nach wie vor suspendiert. Wir hoffen, dass
wir jetzt ein ernsthaftes Gespräch eröffnen, wobei sie vor allem Schritte des Entgegenkommens
machen müssen.“
Das ist nicht der erste Sturm, der im Pontifikat Benedikts
XVI. über den Vatikan hinweg zieht: Regensburger Rede, Karfreitagsfürbitte usw. Mangelt
es manchmal an interner Kommunikation im Vatikan – ist es das?
„Ich bin
der Meinung: Ja. Ich muss das ganz offen sagen. Man hat da vorher im Vatikan zuwenig
miteinander gesprochen und nicht mehr abgecheckt, wo die Probleme auftreten können.
Es hintendrein zu erklären, ist natürlich immer viel, viel schwieriger, als wenn man
das gleich gemacht hätte. Ich hätte mir auch mehr Kommunikation vorher gewünscht.“