Im Umfeld des Papstes sind viele bestürzt über die neue Antisemitismus-Debatte. Benedikt
XVI. hatte am vergangenen Samstag die Exkommunikation gegen vier traditionalistische
Bischöfe aufgehoben; darunter ist auch der Brite Richard Williamson, der den Holocaust
leugnet. Jetzt widerspricht die Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano“ vehement dem
Eindruck, der Papst rehabilitiere einen Leugner des Völkermords an den Juden.
Benedikt
habe mit seiner Geste gegenüber der abgespaltenen „Priesterbruderschaft Pius X.“ keineswegs
das Zweite Vatikanische Konzil verraten, so die Vatikanzeitung in einem Kommentar,
der zum Holocaust-Gedenktag an diesem Dienstag erschien. Die Medien erweckten den
falschen Eindruck, dass Benedikt das Gespräch mit dem Judentum oder die Ökumene in
Frage stelle. Allerdings sei – so gibt die Vatikanzeitung zu – die Aufhebung der vier
Exkommunikationen tatsächlich „nach einem falschen Drehbuch abgelaufen“. Dieser Vermerk
im Osservatore ist der erste Hinweis darauf, dass man im Vatikan das zeitliche Zusammenfallen
zwischen der Geste des Papstes und dem Skandal um Bischof Williamson bedauert.
Mit
Verve bekennt sich die offizielle Zeitung des Vatikans zum Dialog mit anderen Konfessionen
und Religionen und erteilt besonders dem Antisemitismus eine Absage. Was Holocaust-Leugner
verbreiteten, sei „schwerwiegend und bedauerlich“. Im übrigen sei die Aufhebung der
Exkommunikationen ja nur eine Etappe auf dem Weg zur kirchlichen Einheit mit den Anhängern
des schismatischen Erzbischofs Marcel Lefebvre.