Wirtschaft darf nicht
losgelöst von ethischen Grundlagen agieren. Das hat Papst Benedikt XVI. an diesem
Donnerstag bekräftigt. Bei einer Privataudienz für den bayerischen Ministerpräsidenten
Horst Seehofer (CSU) an diesem Donnerstag standen Fragen von Wirtschaft und Ethik
im Mittelpunkt.
Seehofer sagte im Anschluss im Gespräch mit Birgit Pottler: „Natürlich
haben wir über die aktuelle Weltlage, die Weltrezession und den Zusammenbruch von
Finanzmärkten gesprochen, und der Papst hat hier sehr überzeugend seine Haltung bezüglich
Wirtschaft und Ethik dargelegt. Ich empfinde es als Ermutigung, dass er diese klare
Haltung hat, dass auch erfolgreiches Wirtschaften Rückbesinnung auf Werte braucht.“
Die
Entwicklung der letzten Jahre, „den Menschen im Wirtschaftskreislauf nicht mehr
zu sehen, sondern nur den schnöden Mammon“, lehne der Papst offenkundig ab. Thema
des rund 30-minütigen Gesprächs unter vier Augen sei daher auch die geplante Sozial-Enzyklika
Benedikts XVI. gewesen. Einzelheiten wollte Seehofer nicht preisgeben; er betonte
aber, mit dem Papst über die katholische Soziallehre, über Personalität, Subsidiarität
und Solidarität gesprochen zu haben.
„Ich fühle mich ermutigt durch sein
Verständnis von Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik.“ Das sei die richtige Antwort
auf die aktuellen Herausforderungen. Denn, so Seehofer, es „brechen ja nicht nur
einzelne Firmen oder Banken zusammen, sondern es bricht ein Weltbild zusammen; ein
Weltbild, das auf Turbo- und Spekulationskapitalismus ausgerichtet war“.
Ermutigung
in vielerlei Hinsicht sei dieser Besuch und wichtig für sein politisches Handeln,
so Seehofer - weit mehr als nur ein formaler Antrittsbesuch nach der Vereidigung als
Ministerpräsident im vergangenen Oktober.
„Auch seine Auffassung, dass gerade,
was die Wertegrundlagen betrifft, Kirche und Gesellschaft zusammenwirken müssen, und
dass sie den Menschen ein Stück Hoffnung und Orientierung geben müssen, das betrachte
ich als Ermutigung. Die Haltung ist so eindeutig und wunderbar klar, dass man sich
auch freut darüber. In meinem Metier ist diese Klarheit ja nicht jeden Tag angewandte
Praxis.“
In der Wirtschaft wurde dieser Punkt in den
letzten Jahren nicht mehr ernst genommen, so Seehofer. Wer es dennoch tat und den
Menschen in den Mittelpunkt stellen wollte, wurde belächelt: „Ich persönlich wurde
ja häufig als ,Herz’-Jesu-Sozialist eingestuft.“
„Ermutigung“ ist das Wort,
das wohl am häufigsten fällt, als der bayerische Ministerpräsident nach seinem Besuch
im Petersdom, an den Papstgräbern, bei Benedikt XVI. und dem vatikanischen Außenminister
gegen 13 Uhr vor die Presse tritt. Für ihn als Katholiken seien das ganz besondere
Momente gewesen…„Ich bin noch immer etwas aufgewühlt…“ sagt Seehofer und berichtet
von einem „bayerischen Grüß Gott“.