Der Irak hat seine
Bereitschaft signalisiert, die US-Truppen auch früher als bislang vereinbart abziehen
zu lassen. Der frühere US-Präsident George W. Bush hatte mit der irakischen Regierung
vereinbart, die US-Truppen bis Ende 2011 abzuziehen. Sein am Dienstag vereidigter
Nachfolger Barack Obama hatte im Wahlkampf aber versprochen, die US-Kampftruppen im
Irak binnen 16 Monaten abzuziehen. Die irakischen Bischöfe sind alles andere als glücklich
über den neuen US-Kurs im Irak. Die katholischen Oberhirten aus dem Zweistromland
waren an diesem Donnerstag beim Papst zu ihrem Ad limina Besuch. Der chaldäisch-katholische
Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, kritisiert vor allem die „zu großen Hoffnungen
auf Barack Obamas Irak-Politik“. Gegenüber Radio Vatikan betont Sako: „Die Politik
ist nicht nur von einer Person abhängig. Falls es zu einem Truppenabzug kommt, dann
ist das ein Desaster. Es wird unweigerlich einen Bürgerkrieg im Irak geben. Es gibt
nicht genügend irakische Armeeangehörige und Polizisten, die für die Sicherheit der
Zivilbevölkerung sorgen können. Man bedenke, dass über 25 Millionen Menschen hier
leben.“ Die Lage der Christen im Irak sei schrecklich, so der chaldäische
Oberhirte.
„Wir fühlen uns isoliert und verlassen. Die wenigen Christen
im Irak sind erschöpft und haben keine Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Das ist
tragisch. Denn sie haben Angst um ihre Kinder und um ihr Schicksal. Die Kirchen im
Westen sind deshalb gefordert, ihren Glaubensgeschwistern zu helfen. Was die Christen
im Irak betrifft, so ist es verantwortungslos, wenn sie ihr Land verlassen. Vielmehr
müssen sie zusammen mit den Christen im Westen alles dafür tun, dass die irakischen
Flüchtlinge wieder zurückkehren.“ Obama hat derweil den Ex-Senator George
Mitchell zum Nahost-Sonderbeauftragten ernannt. Mitchell, der aus einer christlichen
Familie aus dem Libanon stammt, hat sich als nüchterner und erfolgreicher US-Vermittler
im Nordirland-Konflikt Verdienste erworben.