Ökumenewoche startet - RV-Interview mit Kardinal Kasper
„Damit sie eins werden
in deiner Hand“ (Ez 37, 17), so lautet das Thema der diesjährigen Gebetswoche für
die Einheit der Christen, die am Sonntag beginnt. Die Gebetswoche wird traditionell
vom 18. bis 25. Januar (in der nördlichen Hemisphäre) oder zu Pfingsten (in der südlichen
Hemisphäre) begangen. Kardinal Walter Kapser ist Präsident des päpstlichen Einheitsrates.
Zur Themenwahl erklärt er im Interview mit uns:
„Dieses Thema wurde ausgewählt
von Christen in Korea. Korea ist ein zweigeteiltes Land, so wie Deutschland auch viele
Jahrzehnte zweigeteilt war. Und so wurde dieses Land des Propheten Ezechiel, das zwei
zerbrochene Hölzer eins werden in der Hand Gottes, für die natürlich existenziell
und auch politisch wichtig, so ähnlich wie es auch für uns in der Vergangenheit in
Deutschland wichtig war.“ Aber dieses Bild hat auch noch eine tiefere geistliche
Dimension:
„Die Kirche, gleichsam die Einheit der Christenheit, ist zerbrochen,
nicht nur in zwei sondern leider Gottes in mehrere Teile. Nun vertrauen wir das den
guten Händen Gottes an. Wir können die Einheit ja nicht machen, wir sind keine Monteure,
die das zusammenschrauben oder zusammenkleben, sondern das ist ein geistlicher Vorgang.
Deswegen ist das Gebet in dieser Woche die Seele und die Grundlage des Ökumenismus,
dass uns Gott die Einheit mit der Zeit schenken möge, damit die Welt glaube.“ Ökumenismus
bleibe eine Herausforderung.
„Natürlich: Die Ökumene den Händen Gottes
anzuvertauen, ist kein bequemes Ruhekissen, das uns dispenisert von unserer eigenen
Verantwortung. im Gegenteil. Weil wir es den Händen anvertrauen können und dürfen
aufgrund des Wortes Jesu und seines Gebets, dass alle eins sind, dürfen wir aucxh
das Vertrauen und die Hoffnung den Mut haben, selber etwas zu unternehmen. Das ist
ein Wort der Ermutigung und nicht der Resignation.“ In den vergangenen Monaten
und Jahren sei sehr viel erreicht und getan worden, unterstreicht Kasper.
„Es
ist nicht wahr, dass auf der universalen Ebene in der Ökumene nichts passiert. Wir
haben ganz große und gute Fortschritte mit den orientalischen und orthodoxen Christen
gemacht, der ökumenische Patriarch war gleich dreimal in Rom, was in 2000 Jahren Kirchengeschichte
vorher nie passiert ist. Er hat zur Bischofssynode gesprochen was wiederum ein historisches
Ereignis war. Zwei Patriarchen der armenischen Kirche waren da, und auch sonst sehr
viele Begegnungen haben stattgefunden.“ Auch in der Ökumene mit evangelischen
Christen sei man ein gutes Stück weitergekommen, sagt Kasper:
„Wir haben
eine Anregung eines evangelischen Theologen aufgegriffen: So genannte Ad via – Erklärungen
zu machen, das heißt den gegenwärtigen Stand der Ökumene, die Fortschritte und die
offenen Fragen zusammenzustellen. So haben wir ein sogenanntes Harvest-Dokument gemacht,
also ein Ernte-Dokument, wo wir die Ergebnisse mit den Anglikanern. Lutheranern, Reformierten
und Methodisten, von mehr als 40 Jahren zusammengefasst haben unter bestimmten Themen.
Dabei war ich selber sehr überrascht, wie viele Fortschritte wir gemacht haben, wie
viele Vorurteile, wie viele alte Polemiken und Kontroversen überwunden werden konnten.“ Ökumenismus
sei allerdings keine Schönfärberei, sagt Kasper.
„Natürlich haben wir auch
die vielen schwerwiegenden, offenen Fragen dann herausgestellt, die noch bestehen.
Fragen definieren ist schon die Hälfte der Lösung, und wir hoffen nun, mit diesem
Dokument, das wir nach unserer Vollversammlung, wo es sehr gut aufgenommen wurde,
überarbeiten und publizieren, wollen wir weitergehen und wir wollen die Schwierigkeiten
nicht als Anlass zur Resignation, sondern als Herausforderung zu neuem Dialog und
neuen Fortschritten nehmen. Die bisherigen Ergebnisse sind eine Ermutigung weiterzumachen.“ (rv
17.01.2009 mc)