Italien: Kasper widerspricht Papstkritik von Rabbiner
Erneut sorgt die Kritik eines Rabbiners an Papst Benedikt XVI. für Diskussionen. Unter
Benedikt sei der christlich-jüdische Dialog um 50 Jahre zurückgefallen, schrieb Venedigs
Rabbiner Elio Enrico Richetti in der jüngsten Ausgabe der italienischen Jesuitenzeitschrift
„Popoli“. Der Papst halte diesen „Dialog für unnütz, weil die Überlegenheit des christlichen
Glaubens bezeugt wird“, so der Rabbiner. Die Äußerungen sorgten für Widerspruch in
Kirche, Judentum und Politik; an diesem Mittwoch hat der deutsche Kurienkardinal Walter
Kasper gegenüber der Tageszeitung „Corriere della Sera“ widersprochen und Juden und
Christen dazu aufgerufen, nicht zu spalten. Der Papst sei vielmehr der festen Überzeugung,
„dass wir miteinander sprechen und agieren müssen, durchaus im Bewusstsein unserer
unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen“. In der derzeitigen Lage der westlichen Welt
täten Gruppen, die fundamentale Werte gemeinsam haben, gut daran, einander nicht zu
bekämpfen, so Kasper weiter. Kasper ist Präsident der Kommission für die Beziehung
zum Judentum. - Der Rabbiner Venedigs hatte seine Kritik mit dem Hinweis auf die geänderte
lateinische Karfreitagsfürbitte sowie mit dem Dokument „Dominus Iesus“ aus dem Jahr
2000 zum katholischen Kirchenverständnis begründet. Anlass für die Äußerungen Richettis
in der Jesuitenzeitschrift war die bereits im vergangenen Herbst gefallene Entscheidung
der Rabbiner-Konferenz Italiens, in diesem Jahr nicht an den von der Bischofskonferenz
angesetzten „Tag des Judentums“ am 17. Januar teilzunehmen. (apic/kna 14.01.2009
bp)