Papst Johannes Paul
II. wird nach Angaben aus dem Vatikan frühestens 2010 seliggesprochen. Die Prüfung
der Akte über das Leben und Wirken des verstorbenen Papstes, die so genannte Positio,
werde noch über ein Jahr dauern. Das sagte der bei der Seligsprechungs-Kongregation
für das Verfahren zuständige Relator, Pater Daniel Ols, dem polnischen Rundfunk. Die
Dokumentation sei erst jetzt vollständig, erläuterte der französische Dominikaner.
Die genaue Dauer der Prüfung sei sehr schwer vorauszusagen.
Der Betreiber des
Verfahrens für Johannes Paul II., Slawomir Oder, hatte die Unterlagen für die Positio
im März 2008 eingereicht. Ols ließ die Dokumentation anschließend ergänzen. Dem Rundfunkbericht
zufolge umfasst sie 2.500 Seiten. Sie werde in der Kongregation nun von Historikern,
Theologen und anschließend vom Rat der Kardinäle und Bischöfe geprüft, so Ols. Die
endgültige Entscheidung über eine Seligsprechung liegt bei Papst Benedikt XVI. Oder
hatte im Mai gesagt, er wünsche sich, dass die Seligsprechung „bis Ende Frühjahr 2009“
erfolge. Polnische Medien nannten damals als möglichen Zeitpunkt den vierten Todestag
von Johannes Paul II. am 2. April 2009. Offiziell hat der Vatikan das Seligsprechungsverfahren
für Johannes Paul II. im Juni 2005 in Rom eröffnet. Es wurde zunächst parallel in
Rom und in Krakau geführt. Beobachter erwarteten damals eine Prozessdauer von drei
bis sechs Jahren. Das bislang kürzeste Verfahren der Neuzeit war das für Mutter Teresa
von Kalkutta (1910-1997), die 2003 seliggesprochen wurde, nur sechs Jahre nach ihrem
Tod.
Das Kirchenrecht schreibt normalerweise eine Fünfjahresfrist zwischen
dem Tod und dem Auftakt des Verfahrens vor. Diese Frist setzte Benedikt XVI. für seinen
Vorgänger außer Kraft. Schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt kündigte er überraschend
an, der Seligsprechungsprozess könne unverzüglich beginnen.