Österreich: „Engführung in der Amtsfrage vermeiden"
In der Frage der Ämter
innerhalb der Kirche braucht es eine Rückbesinnung auf Paulus. Das denkt der Bochumer
Neutestamentler Prof. Thomas Söding, der auch der Internationalen Theologischen Kommission
im Vatikan angehört. Von Paulus zu lernen bedeute heute, eine Engführung auf ein einseitiges
Amtsverständnis zu vermeiden, sagte Söding nun bei einer Tagung über Pastoraltheologie
in Salzburg.
„Ich bin kein Revisionist - ich glaube nicht, dass
man die Geschichte ungeschehen machen kann, aber ich bin der Meinung, dass die Klärungen,
die erfolgt sind im Blick auf das Weiheamt (also Bischof, Priester, Diakon), einfach
noch nicht das Potential ausschöpfen, das im Neuen Testament vorhanden ist. Es gibt
Verantwortung, es gibt Dienste, Ämter - ob man das wahrhaben will oder nicht. Und
dafür muss es einen bestimmten Ort geben. In der Richtung würde ich die Ekklesiologie,
also die Lehre von der Kirche, weitertreiben. Ich würde immer sagen: Starke Gemeinde,
starkes Amt, starke Charismen, starker Bischof. Das ist die ideale Figur.“ Laut
Paulus komme jedem Glaubenden ein ihm eigener Dienst in der Kirche zu. Paulus habe
„keine Kirchenfunktionäre gewollt, sondern Männer und Frauen, die das Evangelium leben".
Natürlich habe das Neue Testament eine völlig andere gesellschaftliche und kirchliche
Situation im Hintergrund als die heutige Zeit, weshalb Söding vor kurzschlüssigen
Verbindungen warnt.
„Man kann aber doch sagen: Es gibt verschiedene Orte,
verschiedene Rollen, verschiedene Formen von Verantwortung. Ich würde zum Beispiel
von jedem, der predigt, erwarten, dass er eine theologische Kompetenz hat. Das setzt
ein Studium voraus. Ich erwarte aber dann von jenen, die Eucharistie feiern, nicht
nur, dass sie das wollen und dass sie die Theorie im Kopf haben, sondern dass sie
tatsächlich auch in der Gemeinschaft stehen derjenigen, die in der Nachfolge der Apostel
für diese Kontinuität durch die Zeiten hindurch Verantwortung haben.“ (rv
12.01.2009 gs)