Neue Kriegshandlungen
überschatten die Nahost-Reise von europäischen und nordamerikanischen Bischöfen in
das Heilige Land. Am Freitag waren Vertreter der Bischofskonferenzen zu ihrem jährlichen
Solidaritätsbesuch in Bethlehem eingetroffen, Israel setzte derweil seine Militäroffensive
umgemindert fort. Beim Beschuss auf 30 Ziele kamen 20 Menschen ums Leben. Auf palästinensischer
Seite forderte die Militäroffensive seit ihrem Beginn insgesamt bis zu 800 Todesopfer
und über 3000 Verletzte. Die Bischöfe sorgen sich besonders um die Christen in
Gaza. Die Lage im Land sei nach wie vor sehr ernst, betont der Leiter der Delegation
Patrick Kelly, der Erzbischof von Liverpool: „Sie ist in
der Tat dramatisch. Wir sind ja nicht zum ersten Mal hier. Wir waren einmal am Ort
einer Bombenexplosion in Jerusalem, während des Höhepunktes der Intifada. Diese Erfahrung
ist ohne Zweifel eine der dramatischsten. Doch ich denke, gerade weil die Situation
so beunruhigend ist, ist es doppelt wichtig, dass einige von uns aus anderen Teilen
der Welt hierher kommen, um unsere Brüder im Heiligen Land zu begleiten und zu unterstützen."
Zum positiven Einfluss des Pilgerbesuches auf den schwierigen
Friedensprozess äußert sich Erzbischof Kelly vorsichtig. Er betonte jedoch, dass zur
gültigen Lösung des Konfliktes politische Handlungen nicht ausreichten: „Am
Ende denke ich, dass ein zentrales Instrument in diesem Konflikt, wie in allen Konflikten,
die Vergebung sein wird. Wenn ich über Erfahrungen nachdenke, die uns in Irland bewegen
und bewegt haben, fällt mir oft diese ein: Ein entscheidender Moment in unserer Geschichte
war der Tod der Tochter von Gordon Wilson, die bei einem Bombenanschlag unter einer
einstürzenden Mauer begraben wurde. Wilson erzählte mir später: Als ich die Hand meiner
Tochter hielt, sagte sie zu mir: Papa, ich liebe dich. In diesem Moment, so sagte
er mir, vergab ich denjenigen, die das Attentat verübt hatten. Das war einer der Wendepunkte.
Und ich denke, dass es auch im Heiligen Land nicht darum gehen kann, zu versuchen,
eine politische Stimme zu haben oder Macht auszuüben, sondern dass es darum geht,
eine andere Form des Kontaktes zu schaffen. Damit sich die religiösen Führer anders
begegnen können.“ Zu den teilnehmenden Bischöfen gehören der Münchner
Erzbischof Reinhard Marx, der (aus der Schweiz stammende) Bischof von Reykjavik, Pierre
Bücher, der Bischof von Evry, Michel Dubost, der Weihbischof von Dublin, Raymond Field,
der Erzbischof von Liverpool, Patrick Kelly, der Vizepräsident der Bischofskonferenz
der USA, Gerald Kicanas, der Bischof von Urgell (Spanien), Joan-Enric Vives i Sicilia
und der Vorsitzende der Kanadischen Bischofskonferenz, Erzbischof James Weisgerber.
Geleitet wird die Delegation von Erzbischof Kelly. Die "Holy Land-Coordination" besteht
seit zehn Jahren. Ihr Ziel ist es, die Christen im Heiligen Land zu unterstützen.
Daher wurde die Visite auch trotz der aktuellen Krisensituation beibehalten. (rv
10.01.2009 pr)