Der Deutsche Caritasverband
hat seine Kampagne „Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft“ gestartet. In
Deutschland habe sich Armut in den vergangenen Jahren verfestigt, sagte Caritas-Präsident
Peter Neher am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Aktion. „Es ist zunehmend
schwieriger geworden, sich selbst aus materieller Armut oder sozialer Isolation zu
befreien.“ Die Caritas wolle darum die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit auf die Menschen lenken, die am Rand der Gesellschaft leben. Dabei
habe die Caritas Menschen im Blick, die durch Arbeitslosigkeit, Suchterkrankung, Überschuldung
oder psychische Probleme in materielle Not geraten seien und ein Leben am Existenzminimum
führten. Claudia Beck ist die Pressesprecherin des Deutschen Caritasverbandes,
gegenüber dem Domradio Köln erläutert sie das Anliegen des katholischen Sozialverbandes
„Unser
Anliegen ist, dass man Menschen, die ‚randständig’ leben und nicht den gängigen bürgerlichen
Maßstäben entsprechen, mit der gleichen Achtung und Würde behandelt wie jeden anderen.
Und dass man einen Menschen, der auf der Straße sitzt und den man sympathisch findet,
auch grüßt oder einem Straßenzeitungsverkäufer freundlich „Nein danke“ sagt, wenn
man die Zeitung nicht kaufen will, anstatt sich einfach nur abzuwenden. Das stellt
für diese Menschen eine Form der Wertschätzung dar. Das sind die sozialen Manieren,
von denen wir glauben, dass sie insgesamt der Gesellschaft gut täten.“ Der
Caritas geht es um den Menschen, der nicht unter die Räder von Vorschriften und Bestimmungen
geraten dürfe
„Wir wünschen, dass man nachhaltiger und vernetzter Angebote
schafft, bestimmte Schritte sind bereits gegangen. Ein Beispiel ist die Kinderbetreuung
auch schon für Kinder unter drei Jahren. Das ist gerade mit Blick auf alleinerziehende
Frauen wichtig, die häufig in Armut leben, weil sie wegen der Mutterschaft nicht arbeiten
gehen können. Mit solchen Konzepte kann man dazu beitragen, Armut zu bekämpfen. Wir
sehen aber noch Mängel und haben dazu Vorschläge unterbreitet, um nachhaltiger dieses
Problem anzugehen.“ Dia Caritas will die breite Öffentlichkeit sensibilisieren
– und die Angst vor Menschen in prekären Situationen nehmen.
„87 Prozent
der Befragten einer repräsentativen Studien geben an, dass sie gar keinen armen Menschen
im Bekannten- oder Freundeskreis kennen, nur vier Prozent haben Kontakt zu Menschen,
die wohnungslos sind. Aber 37 Prozent der Befragten haben Angst davor, selber mal
in eine Notlage zu kommen, also den Arbeitsplatz zu verlieren, arm zu werden, also
umgangssprachlich gesagt ‚abzustürzen’ und das normale Leben mit Arbeit, Wohnung und
Familie zu verlieren. Wir sehen die Gefahr, dass diese Ängste dazu führen, dass man
sich von Menschen abwendet, die offensichtlich nicht einer Arbeit nachggehen und keinen
festen Wohnsitz haben. Diese Angst wollen wir nehmen, wir wollen sagen: Jeder Mensch
hat Würde, jeder Mensch ist auch in dem Leben, das er führt, zu achten! Schau hin
und schau nicht weg; und überlege auch, was Du als einzelner Bürger tun kannst, um
einen guten Umgang zu finden!“ Mit der Kampagne will die Caritas auf Plakaten,
Postkarten, Flyern sowie über Anzeigen, im Internet und mit Fernseh- und Kinospots
für „soziale Manieren“ werben.