2009-01-08 17:32:44

Schweiz: Katholische Vorschläge zur Rentendebatte


Wir werden immer älter, doch auch immer ärmer. Das sagen zumindest die Prognosen für unsere Rente. Auch in einem so reichen Land wie der Schweiz befindet sich das aktuelle Rentensystem in der Krise: weniger Kinder, mehr alte Pensionäre, ungerechte Verteilung. Wie kann die Last der Rente gerechter verteilt werden? Darüber hat sich die Katholische Nationalkommission „Justitia et Pax“ gründlich den Kopf zerbrochen.

Das Schweizer Modell zur Altersvorsorge gilt eigentlich als Vorzeigemodell. Es beruht auf der Kombination staatlicher, beruflicher und privater Vorsorge. Doch immer mehr Menschen fallen durch das Raster, beobachtet „Justitia et Pax“. Was tun? Zunächst einmal will die Schweizer Nationalkommission die Menschen ermutigen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen. Zu diesen gehört in der Schweiz eine garantierte staatliche Minimalrente, die Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV, die für eine menschenwürdige Existenz im Ruhestand sorgen soll. Dazu Schwester Nadja Bühlmann, Präsidentin von „Justitia et Pax“:

"Wir plädieren insbesondere dafür, dass die Minimalrente angehoben wird, denn bei uns gilt ja, dass wer zuwenig Rente hat, eine Ergänzungsleistung bekommt. Das wird sehr oft falsch verstanden, als ob das ein Almosen oder eine Sozialhilfe sei. Es ist aber ein garantierter Rechtsanspruch, in der Bundesverfassung festgelegt. Und damit die Leute auch wagen, Ergänzungen zu beantragen, müsste dieser Rechtsanspruch anders transparent gemacht werden."

Die Schweiz könnte es ihren Arbeitnehmern auch freistellen, wann sie in Rente gehen möchten, schlägt „Justitia et Pax“ vor. Denn auch mehr Flexibilität kann mehr Gerechtigkeit schaffen.

"Wir wollen, dass wer die AHV wirklich benötigt, also auch gesundheitsmäßig nicht mehr arbeiten kann, der soll unseres Erachtens auch mit 65 in Rente gehen können, aber wenn jemand dann länger arbeiten möchte, kann er das tun. Also einfach flexibel in beide Richtungen."

Wer soll das alles bezahlen? Eine Frage, die in jeder Rentendebatte auftaucht. „Justitia et Pax“ denkt an so tiefgreifende Maßnahmen wie die Anhebung der Mehrwertsteuer und die Einführung einer Erbschaftssteuer. Dagegen hört sich ihr dritter Vorschlag fast milde an: Durch die bloße Umverteilung von Mitteln aus Beiträgen kann mehr Gerechtigkeit im Rentensystem geschaffen werden, betont Schwester Bühlmann:

 
"Um gerecht diese drei Säulen auch nutzen zu können, so wie es vielleicht gedacht wäre, schlagen wir jetzt vor -und das ist eben neu, dass das Rentenalter der zweiten Säule, also der Berufsvorsorge heraufgesetzt wird. Und zwar heißt das, man würde die Anreize für den Vorruhestand der Besserverdienenden reduzieren."

Was sich für manche zunächst unpopulär anhören mag, ist durchdacht: Es sammelt sich Geld an, wenn Berufstätige erst später in Rente gehen und unterdessen weiter ihre Beiträge einzahlen. Dieses Geld könnte in die Finanzierung der staatlichen Rentenversicherung fließen und wiederum Bedürftigeren zugute kommen: Gerechtigkeit durch Umverteilung und Sparen durch flexiblere Gesetze. Auch wenn in der Diskussion zum Schweizer Rentensystem noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde, sind dies schon wichtige Eckpunkte.

(08.01.2009 pr)








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