Der Erzbischof von
Paris, André Vingt-Trois, ruft zu einer Neuevangelisierung Europas auf. Mission sei
zu lange als Exportartikel verstanden worden, meinte er am Dienstag Abend im Kölner
Dom.
„Heute geht es nicht mehr allein darum, die fünf Kontinente zu durchstreifen,
um Christus zu verkünden. Wir leben nunmehr mit einem großen Anteil aller Völker in
unserer unmittelbaren Umgebung. Heute ist es nicht mehr Europa, das sich zu den Völkern
begibt - die Völker kommen nach Europa.“
Vor allem die Tatsache, dass viele
Moslems jetzt in Europa lebten, sei eine positive Herausforderung an unser Christentum,
so der Pariser Oberhirte.
„Für viele ist es die erste Begegnung mit dem Christentum
und mit den Christen. Welches Bild geben wir durch unsere Lebensweise von Christus
und vom Evangelium? Die drei Könige, die zu uns kommen - sind sie heute Türken, Filippinos
oder Afrikaner?“
Das Christentum im heutigen Europa müsse sich ein paar unangenehme
Fragen gefallen lassen, so Vingt-Trois, der auch die französische Bischofskonferenz
leitet.
„Wie steht es um unseren Glauben an Gott, wenn wir nicht mehr fähig
sind, den zehn Worten jenes Bundes treu zu bleiben, an dem wir mit unseren jüdischen
Brüdern Anteil haben? Wie leben wir die Achtung vor Gott, wenn wir nicht mehr fähig
sind, den Tag des Herrn zu achten und ihn zu heiligen in unserer Teilnahme an der
Eucharistie? Wie steht es um unseren Glauben an das Wort Gottes, wenn wir nicht mehr
willens sind, den Schatz, den wir empfangen haben, an die kommenden Generationen weiterzugeben?
Wie steht es um unseren Glauben an den Schöpfergott, wenn wir seine Geschöpfe mißachten,
indem wir sie zu Objekten der Lust oder wissenschaftlicher Manipulationen umwandeln?”