Millionen von orthodoxen
Christen feiern in diesen Stunden ihr Weihnachtsfest. Vor allem in Russland, den anderen
Staaten der einstigen Sowjetunion und in den Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawien,
aber auch im orthodoxen Patriarchat von Jerusalem wird das Weihnachtsfest nach dem
so genannten Julianischen Kalender gefeiert. In den Weihnachtsbotschaften vieler orthodoxer
Bischöfe steht Sorge über die derzeitige Wirtschaftskrise im Vordergrund. Die serbisch-orthodoxe
Kirche sieht hinter dieser Krise eine tiefer liegende, „geistige und moralische Krise
und somit die Krise der Menschlichkeit selbst“. Die Botschaft wörtlich: „Die Missachtung
des Völkerrechts und der UNO-Menschenrechtscharta sowie die Verstöße gegen die Gerechtigkeit
im allgemeinen gebären die politische Krise, diese wiederum die Wirtschaftskrise und
das finanzielle Chaos.“
Auch die russisch-orthodoxe Kirche hat die Sorge um
soziale Härten in den Mittelpunkt ihrer Weihnachtsbotschaft gestellt. Ein zweites
großes Thema ist die bevorstehende Wahl eines neuen Moskauer Patriarchen. Der bisherige
Patriarch Alexei II. ist am 5. Dezember verstorben. Der vatikanische Nuntius in Moskau,
Erzbischof Antonio Mennini, berichtet:
„Die Vorbereitungen laufen für ein Kirchenkonzil,
auf dem – ab dem 25. Januar – der neue Patriarch gewählt werden soll. Doch unter den
Bischöfen, Priestern und Gläubigen ist das Andenken an Alexei noch sehr lebendig.
Sein Grab in der Ephiphanie-Kathedrale wird ständig von Pilgern besucht, die dort
für ihn beten. Ich war vor ein paar Tagen dort und habe gesehen, dass der Strom der
Menschen wirklich nicht abreißt. Das sind nicht nur Ältere, sondern auch viele Jugendliche.“
Mennini
ist seit 2003 in Moskau – und hat gute Erinnerungen an den verstorbenen Patriarchen.
„Er
hat mich jedesmal nach der feierlichen Weihnachtsliturgie zu einer brüderlichen Agape
eingeladen. Und wenn ich ihm die Grüße des Papstes brachte, dann dankte er mir dafür
immer vor allen Leuten und sprach von seinem Wunsch nach Zusammenarbeit – denn die
Herausforderungen, die die hier wie anderswo säkularisierte und materialistische Welt
bedeutet, sind für beide Kirchen die gleichen.“
Doch nicht alle Orthodoxen
feiern am 6. und 7. Januar Weihnachten. Die Patriarchate von Konstantinopel, Alexandrien
und Antiochien, die orthodoxen Kirchen von Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland,
Albanien, Finnland feiern wie die Westkirche – ebenso der größte Teil der Diaspora
in Europa, Nord- und Südamerika und Australien. Hintergrund der unterschiedlichen
Daten ist die Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 durch Papst Gregor XIII.
Der Gregorianische Kalender löste den Julianischen Kalender ab, der auf Caesar zurückgeht.
Einige orthodoxe Kirchen übernahmen 1923 für das Weihnachtsfest den Gregorianischen
Kalender. Die Zeitdifferenz beträgt 13 Tage.