„Krieg und Hass sind
keine Lösungen.“ Dieser Appell des Papstes auf sofortiges Ende der Gewalt im Gazastreifen
ist zunächst verhallt. Israel treibt seine militärische Offensive am Boden, in der
Luft und zu Wasser mit aller Macht voran. Bei den Vereinten Nationen und beim Internationalen
Roten Kreuz wachsen angesichts der eskalierenden Kämpfe die Sorgen über die hohe Zahl
ziviler Opfer auf Seiten der Palästinenser. Die Lage der Bewohner sei so schlecht
wie nie zuvor. Den Christen im Heiligen Land spricht der Papst mit seinem Aufruf
zu „Sofortmaßnahmen“ für ein Ende des Konflikts aus der Seele, bestätigt unsere Korrespondentin
Gabi Fröhlich. Wir haben sie in Jerusalem erreicht. „Die Kirchenführer sind
sich einig, und auch die Christen, die ich bisher gehört habe sagen: Diese Gewalt
führt zu gar nichts. Das militärische Vorgehen stärkt die Extremisten. Man weiß nicht,
was ganz genau damit beabsichtigt ist. Geht es um Wahlkampf, um das Stoppen der Raketen,
können diese Raketen überhaupt mit einem militärischen Vorgehen gestoppt werden, denn
das ist ja eine minimale Infrastruktur; die ist schnell zerschlagen und schnell wieder
aufgebaut. Man stellt sich viele Fragen und ich wüsste noch von niemandem, der nicht
sagt, dass der Weg an den Verhandlungstisch der einzige ist, der irgendwie Frieden
in dieser Region sichern kann. Die christlichen Führer haben immer gesagt, man muss
auch mit der Hamas sprechen, aber mit der wollte ja bisher niemand sprechen.“
Der
militärische Flügel der radikalislamischen Hamas erklärte indes, tausende Kämpfer
stünden bereit, den israelischen Invasoren entgegenzutreten. Er drohte zudem mit Gegenschlägen
auf israelische Zivilpersonen und Einrichtungen in der ganzen Welt. In der ganzen
Region wachse die Sorge um die Folgen dieser Militäroffensive, auch für Jerusalem
und andere Palästinensergebiete, berichtet Gabi Fröhlich. „Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas hat sehr an Glaubwürdigkeit verloren, weil er überhaupt keinen Erfolg
mit seiner Politik der Kompromissbereitschaft hat. Er ist kompromissbereit, wie jeder
es sich nur wünschen kann, und trotzdem geht es den Menschen im Westjordanland nicht
besser. Keine Checkpoints sind abgebaut, der Siedlungsbau geht weiter. Man fürchtet,
dass sein Einfluss immer weiter sinkt, und wenn er sich jetzt auch von der Hamas distanziert
hat und versucht, die Aufregung im Westjordanland zu kontrollieren, weiß man nicht,
wie sehr ihm das gelingen wird, wenn ihm nicht jetzt nicht mit seiner Politik der
Kompromissbereitschaft deutliche Erfolge gelingen.“
Der
Gazastreifen ist eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt. Die Zivilbevölkerung
sitzt zwischen allen Fronten, Wohnhäuser stehen im Schatten von Regierungsgebäuden.
Allein an diesem Montag waren zum Zeitpunkt dieses Interviews rund ein Dutzend Zivilisten
getötet, darunter drei Kinder. Doch die Bewohner des Gazastreifens „Geiseln der Hamas“
zu nennen, erscheint Gabi Fröhlich ein Schritt zu weit. Schließlich habe die Hamas
die letzten Wahlen gewonnen und die Übergänge zwischen den politischen Gruppierungen
seien fließend.
„Die Hamas kann natürlich auch Kapital daraus schlagen,
dass die Zivilisten mitten drin sitzen, das will ich gar nicht bestreiten. Wahrscheinlich
versuchen sie das auch gar nicht zu vermeiden. Bilder von blutigen Kindern, die um
die Welt gehen, sind natürlich eine sehr schlechte Propaganda für Israel, das wird
man bei der Hamas wissen und wahrscheinlich auch ausnutzen. Doch das ist nicht der
eigentliche Grund. Der Grund ist, dass eine Bevölkerung von eineinhalb Millionen auf
wenigen Quadratkilometern zusammengepfercht ist, rundherum verläuft ein Zaun, niemand
kann hinaus, und alle sitzen zusammen in diesem Hexenkessel.“
Mehr von
diesem Gespräch mit unserer Korrespondentin, auch über die Auswirkungen auf das Alltagsleben
im Heiligen Land, hören Sie heute Abend im Weltkirchenmagazin mit Stefan Kempis.