2009 - das Jahr Afrikas.
Papst Benedikt XVI. und der Vatikan werden sich in diesem Jahr besonders mit den Bedürfnissen
dieses Kontinents befassen. Das sollte Ansporn sein für viele, meint Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi. Sein Ausblick auf das Jahr 2009 des Papstes in diesem Beitrag
von Stefan Kempis: Für die große Welt da draußen war 2008 vor allem das Jahr der
Finanzkrise – düster wie selten zuvor sind denn auch die Prognosen für das neue Jahr.
Benedikt XVI. wird 2009 in einer seit langem erwarteten Sozialenzyklika wohl auch
zu dieser Krise Stellung nehmen. Lombardi meint: „Mir scheint es interessant,
dass alle, ob gläubig oder nicht, sehr schnell begriffen haben, dass an der Wurzel
dieser Wirtschaftskrise ethische Komponenten stehen. Es hat da eine Suche nach Reichtum
über eine Finanzdynamik gegeben, die von der Produktion und der wirklichen Arbeitsleistung
abgekoppelt war: Dafür wird nun die Rechnung präsentiert. Der Papst kommt häufig auf
dieses Argument zurück; das zeigt nicht nur seine Anteilnahme an den Leiden und Schwierigkeiten,
die so viele Menschen jetzt wegen dieser Krise durchmachen, sondern weist auch auf
die Tatsache hin, dass die Wirtschaft umgebaut werden muss, um menschenwürdiger und
solider zu werden, um also mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse des Menschen und seiner
Würde zu nehmen. Und darum braucht die Wirtschaft – so betont der Papst – grundlegende
Werte: für eine gleiche, solidarische, gerechte Entwicklung für alle.“ 2008
– das war für die Christen in vielen Teilen der Welt auch ein Jahr der Bedrohung,
der Verfolgungen. In einigen indischen Bundesstaaten machten Hindu-Extremisten Jagd
auf sie, im Irak werden sie mit Terror zur Flucht gezwungen, in vielen islamisch dominierten
Staaten müssen sie sich ducken und dürfen nicht auffallen. Für den Vatikan wird das
auch im Jahr 2009 Grund sein zu großer Sorge. „Die Lage in Indien und gewissermaßen
auch im Nahen Osten hängt damit zusammen, dass in der Welt von heute leider die Fundamentalismen
enorm wachsen. Das führt dazu, dass der Respekt für den Glauben der anderen schwindet,
dass Andersgläubige an den Rand gedrängt, dass sie von Gewalt bedroht werden. Ein
sehr großes Problem. Im Nahen Osten geht das sehr weit: Wo Christen zur Emigration
gezwungen und in sehr schwierige Lebensumstände gedrängt werden, da wird ein Gleichgewicht
der Zivilisationen und des Zusammenlebens, das grosso modo seit Jahrhunderten Bestand
hatte, in Frage gestellt. Für uns als religiöse Menschen ist das eine der dramatischsten
Tatsachen unserer Zeit: dass der Name Gottes, dass auch die Religion als Grund für
Spannung und Gewalt herhalten müssen, statt der Harmonie, der Liebe, dem friedlichen
Aufbau der Menschheit zu dienen. Das müssen wir sehr genau beobachten, davon dürfen
wir uns absolut nicht ablenken lassen.“ Im Jahr 2009 wollte Papst Benedikt
eigentlich ins Heilige Land reisen; die Medien spekulierten in letzter Zeit schon
über ein Datum, im Gespräch war der Mai. Die Bomben von Gaza in den Tagen nach Weihnachten
zeigen aber, wie prekär solche Planungen sind. Pater Lombardi: „Es ist offensichtlich,
dass da verschiedene Punkte, bei denen Erwartungen geweckt werden, im Moment noch
problematisch sind; man sollte eher etwas vorsichtig sein, wenn man auf dieses beginnende
Jahr blickt.“ Sicher ist hingegen, dass der Vatikan im Jahr 2009 aufmerksam
nach Afrika blicken wird. Nicht nur wegen der wichtigen Wahlen in Südafrika, sondern
auch, weil Benedikt im März nach Kamerun und Angola reisen will und im Herbst dann
eine bischöfliche Sondersynode für Afrika in Rom zusammentritt. „Die Leiden
so vieler Völker Afrikas sind groß: Erschreckende Massaker an Armen oder Hungersnöte
wie im Moment in Simbabwe... Was können wir tun, um solche dramatischen Situationen
künftig zu verhindern? Es geht darum, dass ein Kontinent mit großem Potential und
großem Reichtum an Ressourcen – nicht nur materiellen, sondern vor allem menschlichen
Ressourcen – endlich seinen Beitrag leisten kann für die Menschheit und die Kirche
von heute und morgen. Das Engagement des Papstes gibt uns ein Beispiel: Wir alle sollten
2009 auf diesen Kontinent schauen!“ (rv 30.12.2008 sk)