2009-01-04 16:18:14

D: Kirche ist mehr als „Bundesagentur für Werte“


RealAudioMP3 Ethische Maßstäbe sind keine Fesseln des Fortschritts, sondern Schlüssel für das wahre Menschsein“ unterstrich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in seiner Predigt zum Jahresabschluss.
Wiederholt hatte Zollitsch im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, wie wichtig der Beitrag der Kirche für gesellschaftliche und politische Debatten sei. Dennoch dürfe die Kirche nicht auf eine „Bundesagentur für Werte“ reduziert werden. Dieser Gefahr sei beizukommen, so der Bischofskonferenzvorsitzende, „wenn sie auch das in die Gesellschaft hineinträgt, was nicht den Erwartungen entspricht“. Gegenüber Radio Vatikan sagte Zollitsch:
Ich habe das so genannt, weil ich die positive Erfahrung machte, dass Politik und Wirtschaft nach den Werten fragen, welche die Gesellschaft tragen und welche sie brauchen. Das ist gut so, aber das reicht nicht. Denn das Entscheidende ist: Wir haben Gott zu verkünden, den Glauben an Jesus Christus. Wenn ich die Kirche tatsächlich auf eine Werteagentur reduzieren wollte, dann wären wir bald am Ende, denn dann könnten wir auch diese Werte nicht mehr begründen. Darum tun und leisten wir diesen Dienst an der Gesellschaft, aber immer wissend, unser Dienst ist ein weitaus größerer und umfassender. Wir haben die Menschen ja auch sozusagen auf Jesus Christus und auf Gott hin zu provozieren und dazu müssen wir uns zu Wort melden.“
In einem Impulsreferat vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz konkretisierte der Freiburger Erzbischof:
„Denjenigen, die den Einsatz der Kirche für Ehe und Familie rühmen, müssen immer wieder auch die Rechte der Migranten auf Zusammenführung ihrer Familien in Erinnerung gerufen werden. Diejenigen, die sich auf den Gerechtigkeitsimpuls der katholischen Soziallehre berufen, müssen auch auf die Rechte der ungeborenen Kinder hingewiesen werden. Wirtschaftsvertretern, die im christlichen Menschenbild des schöpferischen Individuums zu Recht eine Grundlage für eine freiheitliche und marktorientierte Wirtschaft sehen, darf der Einwurf nicht erspart bleiben, dass die Wirtschaft nach kirchlicher Lehre menschenförmig und nicht der Mensch wirtschaftsförmig gemacht werden muss.“
Zollitsch erneuert die These von Pater Ivo Zeiger: „Deutschland ist Missionsland“.
„Es war, als es 1948 erstmals formuliert wurde, tatsächlich eine provokante These und ich habe sie bewusst aufgenommen. Doch es ist zugleich Realität. Für mich aber nicht nur harte Realität, sondern eine, die eine Perspektive eröffnet. Wenn ich es theologisch sehe, heißt das: Gott hat Interesse an uns, und wir haben Interesse an den Menschen, darum gehen wir auf sie zu. Gott hat Interesse an uns, darum sendet er uns, seine Boten. Also haben wir etwas zu sagen und zu tun, was den Menschen hilft. Wir sollen das offensiv tun. Die Härte ist: Wir müssen feststellen, dass in Deutschland 26 Millionen Menschen katholisch sind, rund ebenso viele evangelisch, eine ganze Gruppe gehört keiner christlichen Konfession an, viele sind aus unseren Kirchen innerlich ausgewandert. Aber für mich überwiegt die Chance, die ich sehe, die Menschen neu mit dem Evangelium in Berührung zu bringen.“
(rv 04.01.2009 bp)










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