2009-01-02 17:20:43

Vatikan/UNO: „Bessere Zusammenarbeit nötig"


Der Vatikanbotschafter bei der UNO in New York, Erzbischof Celestino Migliore, ruft die Staatengemeinschaft zu besserer Zusammenarbeit bei der Krisenintervention auf. Die Vereinten Nationen haben für 2009 das „Internationale Jahr der Versöhnung“ ausgerufen, um Spaltungen durch religiöse, ethnische, kulturelle und materielle Konflikte zu überwinden. Den Erklärungen müsse aber auch ein besser koordiniertes Handeln folgen, nimmt Erzbischof Migliore die UNO beim Wort:
„Bei der Entscheidungsfindung müssen Vernunft und gesunder Menschenverstand dominieren. Das Gleiche gilt für alle, die Regierungsverantwortung tragen und für die, die Denken und Gewissen der Menschen heute formen. In der Vergangenheit fehlte es am politischen Willen, zuerst für das Wohl der Bevölkerungen zu arbeiten, und es fehlte an der Bereitschaft zur internationalen Zusammenarbeit. Ich meine die dramatischen Situationen wie aktuell im Heiligen Land oder in Simbabwe, in Somalia, in Darfur und anderswo…“
Um adäquat zu reagieren, müsse jedoch auch der UNO-Apparat reformiert werden, so Migliore, die Abstimmungs- und Entscheidungsmechanismen am Wohl aller ausgerichtet werden.
„Es muss diese Pattsituation überwunden werden, die ja auch Papst Benedikt XVI. vergangenes Jahr vor der UNO beklagt hat. Es ist absurd, dass ein multilateraler Konsens den Entscheidungen einiger weniger untergeordnet wird, während zeitgleich die Weltgeschehnisse konzertierte Aktionen seitens der internationalen Gemeinschaft fordern.“
Vor kurzem brachte Frankreich – als EU-Präsidentschaftsland - bei der UNO einen Vorschlag zur Straffreistellung von Homosexualität ein. Ein Anliegen, das der Heilige Stuhl grundsätzlich unterstützt – allerdings ging der französische Text über die Frage der Depenalisierung von Homosexualität hinaus und zielte auf die juristische Gleichstellung von Verbindungen aller sexuellen Orientierungen, wandte der Heilige Stuhl ein.

„Es beruhigt mich, dass ich von vielen permanenten UNO-Repräsentanten Rückendeckung für die Haltung des Heiligen Stuhles bekommen habe. Sie wird als vernünftig angesehen. Die Meinungsverschiedenheiten zogen sich quer durch die UNO, wie in der Generalversammlung deutlich wurde: 66 Länder stimmten der Erklärung der EU zu, 58 stellten sich hinter die von Syrien eingebrachte Gegenerklärung, und 68 enthielten sich der Stimme. Diese Konstellation zeigt, dass man über das Thema Gleichstellung der Homosexualität noch ausführlich und in Ruhe diskutieren muss, mit gegenseitigem Respekt und Augenmaß.“

Ein anderes heißes Eisen innerhalb der UNO ist die Abschaffung der Todesstrafe. Migliore bedauert, dass es hier noch nicht zu einer Einigung gekommen ist.

„Die Abschaffung der Todesstrafe wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Humanisierung der globalen Gesellschaft. Andererseits überrascht der diesbezügliche Streit nicht wirklich. Denn die Gründe, die normalerweise für die Abschaffung der Todesstrafe vorgebracht werden, sind nicht solche, die eine rasche und klare Entscheidung begünstigen. Da besteht man einseitig auf der Unantastbarkeit des Lebens, im speziellen Fall des Todesurteils. Aber gleichzeitig zögert man oder ist sogar ausdrücklich dagegen, dasselbe Prinzip auf alle Phasen des Lebens anzuwenden. Da geht es für die einen um das Recht, geboren zu werden, für andere um das Recht zu überleben.“

(rv 02.01.2009 bp/gs)







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