2009-01-01 12:08:18

Papst: "Die geduldige Revolution des Christentums"


RealAudioMP3 Das Christentum ist zu einer „friedlichen Revolution“ fähig, die allerdings sehr langsam vonstatten geht, weil die Verantwortung im Gewissen der Menschen wachsen muss. Das sagte Papst Benedikt XVI. bei der der Neujahrsmesse im Petersdom an diesem Donnerstag. Er mahnte dazu, die Weltwirtschaftskrise zu einer grundlegenden, auch ökologischen und moralisch-kulturellen Neuerung zu nutzen und die Gewalt im Gazastreifen zu beenden.

In festlich weißem Messgewand mit goldbestickter Mitra zog Benedikt XVI. in den vollbesetzten Petersdom ein, um den ersten Gottesdienst des neuen Jahres zu zelebrieren. „Wegen des Reichtums und der Schönheit des doppelten Anlasses“ sei die Neujahrsmesse immer besonders anrührend, sagte der Papst: Das bürgerliche Neujahrsfest falle zusammen mit dem Oktavtag von Weihnachten, an dem wir die Gottesmutterschaft Marias feiern. Die Kirche begeht den 1. Januar als Weltfriedenstag. Papst Benedikt:

„Um auf dem Weg des Friedens zu gehen, müssen die Menschen und Völker vom Antlitz Gottes erleuchtet sein und von seinem Namen gesegnet. Genau dies geschah auf endgültige Weise in der Menschwerdung.“

Die irdische Geschichte Jesu habe tatsächlich den Anstoß zu einer neuen Menschheit gegeben, die mit der Gnade Christi fähig ist zu einer langsamen, friedlichen „Revolution“:
„Es ist keine ideologische, sondern eine geistliche Revolution, keine utopische, sondern eine echte. Dazu braucht es unendliche Geduld, das dauert bisweilen sehr lange. Jede Abkürzung ist zu vermeiden, man muss den schwierigsten Weg gehen: die Verantwortung muss im Gewissen der Menschen wachsen.“
In diesem Jahr steht der Weltfriedenstag unter dem Motto: „Die Armut bekämpfen, den Frieden schaffen“. Aus kirchlicher Sicht knüpften hier zwei Betrachtungsweisen des Themas an, so der Papst. Einerseits habe Jesus die Armut gewählt, andererseits sei die Armut zu bekämpfen, um die Welt gerechter und solidarischer zu machen. Die Staaten müssten jederzeit auf der Hut sein und jeder Konfliktgefahr wachsam begegnen.

Die derzeitige Weltwirtschaftskrise muss in diesem Sinn als Bewährungsprobe betrachtet werden: Sind wir bereit, sie in ihrer Gesamtheit als Herausforderung für die Zukunft zu sehen und nicht nur als Notstand, für den es kurzatmige Antworten braucht? Wollen wir gemeinsam das herrschende Entwicklungssystem grundlegend erneuern, um es konzentriert und langfristig zu korrigieren? Das fordern – noch mehr als die unmittelbaren finanziellen Schwierigkeiten – der ökologische Zustand unseres Planeten und vor allem die kulturelle und moralische Krise, deren Symptome seit langem in allen Teilen der Welt sichtbar sind.“
Auch auf die Gewalt im Nahen Osten ging der Papst in der Predigt zum Neujahrstag ein.

„Im Herzen der großen Mehrheit der israelischen und palästinensischen Bevölkerung herrsche das tiefe Bedürfnis nach einem Leben in Frieden. Auch Gewalt, Hass und Misstrauen sind Formen der Armut, vielleicht die fürchterlichsten, die es zu bekämpfen gilt. Sie dürfen nicht die Oberhand gewinnen!“

(rv 01.01.2009 gs)








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