D: Zollitsch, „Gier hat die breite Bevölkerung erfasst“
Erzbischof Robert
Zollitsch ist nicht ganz zufrieden damit, dass Bischof Wolfgang Huber von „Störungen“
im ökumenischen Gespräch spricht. Huber leitet den Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands,
Zollitsch die katholische Deutsche Bischofskonferenz. Dem Kölner Domradio sagte Erzbischof
Zollitsch:
„Es ist sicher manches etwas schwieriger geworden und manches
wohl auch langsamer. Aber ich sehe das, was Bischof Huber vermutlich mit Störung meint,
nicht als Störung, sondern das sind Herausforderungen zur Klarstellung. Wir haben
uns bemüht, das Gespräch mit den evangelischen und auch mit den orthodoxen Kirchen
zu suchen, und wir versuchen auch, etwa im Blick auf den gemeinsamen Ökumenischen
Kirchentag von München 2010, uns abzusprechen, so dass wir gemeinsam ein Zeugnis nach
außen geben können, in die Gesellschaft hinein. Mir scheint das wichtig, zunächst
nicht das zu betonen, was uns unterscheidet, sondern, was wir gemeinsam einbringen
können. Freilich - das, was uns leider Gottes unterscheidet, müssen wir dann auch
formulieren - aber so formulieren, dass wir dabei dem anderen in die Augen sehen können.“
Das
beherrschende Thema 2008 war für Erzbischof Zollitsch die internationale Finanzkrise.
Die Kirche habe in diesem Zusammenhang nicht nur die Händler und Spekulanten in Banken
und Aktienmärkten gescholten.
„Es waren ja nicht nur die Manager, die große
Gewinne machen wollten. Es hat sich ja auch die breite Bevölkerung darauf eingelassen,
dass man tatsächlich 15 oder 25 Prozent Gewinn machen könnte: Die Gier ist eine Untugend
und eine der Hauptsünden, die nun die breite Bevölkerung erfasst hat. Darum ist es
wichtig, dass wir uns alle gemeinsam besinnen und nicht nur darauf aus sind, möglichst
viel Gewinn zu machen, sondern dabei auch immer an die anderen denken.“