2008-12-28 12:47:57

Lombardi: "Gefangene einer Logik der Gewalt"


RealAudioMP3 RealAudioMP3 Bei den schwersten israelischen Luftangriffen seit Jahrzehnten sind im Gazastreifen am Wochenende 270 Menschen ums Leben gekommen. Das erklärte Ziel der Offensive, die Raketenangriffe auf Israel zu stoppen, wurde indes nicht erreicht. Mehr als 600 Menschen wurden nach palästinensischen Angaben verletzt. Die israelische Luftwaffe flog nach Angaben eines Sprechers seit Samstagmittag etwa 250 Angriffe auf Einrichtungen der Sicherheitskräfte unter dem Kommando der Hamas.
Der Generaldirektor von Radio Vatikan und Leiter des Pressesaals, P. Federico Lombardi SJ, ist betroffen über das Ausmaß der Gewalt. Er fürchtet ein Weiterdrehen der Gewaltspirale:
„All dies ist bewusst provoziert worden. Einerseits macht der Hass blind für die Möglichkeiten zum Frieden, andererseits schärft er die Wahrnehmung für die Wege des Todes und fördert einen Teufelskreis, der zu einem weiteren Anwachsen des Hasses führt.“
Beide Seiten seien Gefangene ihrer selbst, so Lombardi.
„Hamas ist gefangen in einer Logik des Hasses. Israel hingegen in einer Logik des Vertrauens auf die Gewalt als der besten Antwort auf den Hass. Wir müssen dennoch weiter einen anderen Ausweg suchen, auch wenn dies unmöglich erscheint.“
Der einzige katholische Pfarrer im Gazastreifen, Manuel Musallam sagte, es handle sich bei den Angriffen nicht nur um ein Bombardement, sondern regelrecht um ein Massaker. Die Offensive sei „ein Kriegsverbrechen und keiner spreche dies aus“, so der Pfarrer. Krankenhäuser seien überfüllt, die Medikamente würden wieder knapp, und seit einer Woche gebe es keinen Strom .
Der Kustos der Franziskaner im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, zeigte sich im Interview mit Radio Vatikan schockiert.
„Wir sind hilflos angesichts dieser Bilder. Auf der einen Seite gab es diese ständige Provokation von Seiten der Hamas-Regierung; auf der anderen Seite diese ganz ungewöhnlich große und exzessive Gewalt.. Wir sind sprachlos, wieder einmal, angesichts dieser schwierigen Situation und wir hoffen, dass der gesunde Menschenverstand siegt und dass es jemandem gelingt, zwischen den beiden Seiten zu vermitteln.“
Der Franziskaner fordert von der internationalen Gemeinschaft ein entschiedenes Eingreifen.
„Sie muss Druck auf beide Seiten ausüben. Ich hoffe, dass sie so schnell wie möglich mit Nachdruck und mit Kraft eingreift. Sicher wird es keinen baldigen Frieden geben, und es wird nicht leicht werden: Es ist ein gemeinsamer Kraftakt notwendig, einschließlich der religiösen Führer, und es wird Zeit, Erziehung und viel Geduld nötig sein. Aber wir müssen sofort damit beginnen!“
Der Angriff kam für die Bewohner überraschend, weil das Sicherheitskabinett erst am Sonntag über das Vorgehen entscheiden wollte. Israel hatte den militanten Palästinensergruppen im Gazastreifen ultimativ mit einem Militärschlag gedroht, falls sie den Raketenbeschuss von israelischen Grenzgemeinden nicht einstellen sollten. Seit Auslaufen der Waffenruhe am 19. Dezember haben militante Palästinenser nach Armeeangaben mehr als 180 Raketen und Mörsergranaten auf israelische Grenzgemeinden abgefeuert. Dort leben 125.000 Israelis mit der ständigen Gefahr, bei einem Angriff getötet zu werden. Die Vorwarnzeit liegt in einigen Städten und Kibbuzim bei lediglich 15 Sekunden. Parallel zum Ultimatum hatte Israel als Reaktion auf internationalen Druck und als Geste der Versöhnung die Grenze zum Gazastreifen kurzfristig für humanitäre Hilfsgüter geöffnet. Es waren die ersten Hilfslieferungen für Gaza seit zehn Tagen gewesen

(rv/dw 28.12.2008 mc)







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