Man muss darüber nachdenken,
was in der Wirtschaft falsch gelaufen ist. Das fordert der Wiener Erzbischof, Kardinal
Christoph Schönborn. Der Mensch müsse wieder im Mittelpunkt stehen. Die aktuelle Wirtschaftskrise
sei auch eine Chance. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus habe die Weltwirtschaft
den Weg des Neoliberalismus gewählt – und der sei jetzt am Ende, sagte Schönborn in
der ORF-Pressestunde. Stefan Hauser von Radio Stephansdom Wien fasst zusammen.
Im
Hinblick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise sagte Kardinal Schönborn, es gehe vor
allem um „Mitgefühl und Solidarität“ mit jenen Menschen, die um ihre materiellen Lebensgrundlagen
bangen. Eine Wirtschaft, die nicht den Menschen in den Mittelpunkt stellt, gehe in
die Irre, unterstrich der Wiener Erzbischof. Johannes Paul II. habe in seiner Enzyklika
„Centesimus annus“ bereits 1991 darauf verwiesen, dass die Welt nach dem Ende der
kommunistischen Regime vor einer Weggabelung zwischen Neoliberalismus und sozialer
Marktwirtschaft stehe. Leider habe sich die Weltwirtschaft für den Neoliberalismus
entschieden. Die katholische Kirche sei als „älteste globale Institution“ nicht
von vornherein gegen die Globalisierung, die auch „positive Wirkungen“ habe, stellte
Kardinal Schönborn fest. Eine völlig unkontrollierte Finanzwirtschaft führe aber in
die Katastrophe. Der Staat habe die Aufgabe, „ordnend einzugreifen“. Manche Grundfunktionen
wie das Gesundheitswesen könnten nicht völlig privatisiert werden.