D: Christentum ist die weltweit meistverfolgte Religion
Von einem friedvollen
Weihnachtsfest können viele Christen nur träumen. In zahlreichen Ländern dieser Welt
müssen sie Diskriminierungen erdulden, um ihren Besitz oder oft sogar um ihr Leben
fürchten. Nach einem aktuellen Bericht des katholischen Hilfswerkes „Kirche in Not“
sind rund 80 Prozent aller Menschen, die wegen ihrer Religion verfolgt werden, Christen.
Das heißt: 200 Millionen der 2,2 Milliarden Christen werden unterdrückt. Damit sind
Christen die meistverfolgte Religionsgemeinschaft der Welt. Die beiden großen Kirchen
Deutschlands rufen die Gläubigen auf, den verfolgten Christen beizustehen. „Solidarität
unter Christen ist für uns etwas Verpflichtendes“, sagt der Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber. Der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, fordert großzügige Aufnahmeregelungen
für Flüchtlinge aus dem Irak. Beide Bischöfe begrüßten die Entscheidung der EU-Innenminister
zur Aufnahme von 10.000 irakischen Flüchtlingen – vornehmlich Christen. „Die Christen
im Westen glauben nicht mehr an die Hölle“, sagte Weihbischof Schlemon Warduni aus
Bagdad in einer Mittelung von „Kirche in Not“: „Sie sollten einmal hierher kommen
- dann würden sie ihre Meinung schnell ändern“, so Warduni weiter. Für internationales
Aufsehen sorgte im Februar der Fall des Erzbischofs von Mossul, Paulos Faraj Rahho.
Er wurde nach einer Andacht verschleppt, sein Fahrer und zwei Begleiter auf der Stelle
erschossen. Rahho war Oberhaupt der chaldäischen Katholiken, der größten Gemeinschaft
innerhalb der christlichen Minderheit im Irak. Doch nicht nur im Irak werden Christen
verfolgt. Die Menschenrechtsorganisation „Open Doors“ hat einen „Weltverfolgungsindex“
erstellt: Ganz oben rangiert das kommunistische Nordkorea. Unter den ersten zehn befinden
sich mehrere islamische Länder: Saudi-Arabien, Iran, Jemen, Afghanistan. Auch die
Lage der Christen in China ist bedenklich: Das Land rückte heuer vom zwölften auf
den zehnten Rang der Verfolgungsliste auf. EU-Aspirant Türkei ist ebenfalls als Unterdrückerland
gelistet, wenn auch weiter hinten in der Rubrik „einige Einschränkungen“. Insgesamt
hat „Kirche in Not“ für das zurückliegende Jahr zwei gegenläufige Tendenzen ausgemacht:
In vielen ehemals kommunistischen Ländern hat sich nach Jahrzehnten der Intoleranz
und harten Unterdrückung die Lage der Christen zuletzt verbessert. Gleichzeitig zeigt
sich in einigen islamischen Ländern eine zunehmende Welle des Extremismus, sodass
dort oft das Überleben der Kirche auf dem Spiel steht. (merkur online/ap/pm 23.12.2008
mg)