Umweltschutz und Weltjugendtage – Papst hält Rede vor der Kurie
Umweltschutz und der
Weltjugendtag – das sind die zwei großen Themenbereiche der Papstrede vor der römischen
Kurie. Benedikt XVI. empfing am Montag Vormittag seine Mitarbeiter. Wie schon in den
letzten Jahren nutze er die Gelegenheit zu einigen grundsätzlichen Überlegungen. Breiten
Raum nahmen Überlegungen zu einem ganzheitlichen Verständnis von Umweltschutz ein.
Die Verpflichtung hierzu liege im christlichen Schöpfungsglauben begründet, so der
Papst.
„Der Glaube an die Schöpfung ist der letzte Grund für unsere Verantwortung
für die Erde. Sie ist nicht nur einfach unser Eigentum, das wir nach Gutdünken ausbeuten
können. Sie ist vielmehr Gabe des Schöpfers, der ihnen ihre innere Ordnung eingeschrieben
hat. Dadurch gibt er uns als den Verwaltern seiner Schöpfung Hinweise, wie wir uns
verhalten können.“ Eine Umweltethik sei notwendig, so Benedikt.
„Die
Tatsache, dass die Erde, die Schöpfung, den Schöpfergeist widerspiegelt, bedeutet,
dass auch ihre rationalen Strukturen, die man im Experiment quasi berühren kann, in
sich eine ethische Orientierung beinhalten. Der Geist, der sie geformt hat, ist mehr
als Mathematik – er ist das Gute in Person, der uns durch die Sprache der Schöpfung
den rechten Weg weist.“
Da der Glaube an den Schöpfer ein wesentlicher
Teil des christlichen Credo sei, könne und dürfe sich die Kirche nicht darauf beschränken,
nur die Botschaft des Heils zu übermitteln. „Sie hat eine Verantwortung
für die Schöpfung und sie muss diese Verantwortung auch öffentlich zur Geltung bringen.
Und dabei darf sie nicht nur die Umwelt, das Wasser und die Luft, als gemeinsames
Gut aller schützen. Die Kirche muss auch den Menschen schützen vor der Selbstzerstörung.
Es ist eine im rechten Sinne verstandene Ökologie des Menschen notwenig.“ Es
sei keine altmodische Metaphysik, wenn die Kirche von der Natur des Menschen als Mann
und Frau spreche und davon, dass diese Ordnung respektiert werden müsse. Nicht auf
die Stimme Gottes hören, die sich in der Sprache der Schöpfung zeige, würde zur Selbstzerstörung
des Menschen führen und damit zur Zerstörung von dem Werk, das Gott selber gemacht
hat.
„Was häufig mit dem Wort „gender” gesagt und gemeint wird, läuft letztlich
auf eine Selbstemanzipation des Menschen von der Schöpfung und vom Schöpfer hinaus.
Der Mensch will sich selber erschaffen und ausschließlich und allein selber sich um
das kümmern, was ihn betrifft. So lebt er aber gegen die Wahrheit, gegen den Schöpfergeist.
Die Regenwälder verdienen durchaus unsern Einsatz zu ihrem Schutz, aber nichtsdestoweniger
bedarf auch der Mensch als Geschöpf unsern Schutz, denn in ihn ist eine Botschaft
eingeschrieben, die keineswegs die Freiheit des Menschen mindert, sondern seine Voraussetzung
ist.“
Die Ehe als lebenslange Verbindung von Mann und Frau nannte Benedikt
XVI. ein „Sakrament der Schöpfung“. Vor diesem Hintergrund habe sein Vorgänger Papst
Paul VI. in seiner vor 40 Jahren erlassenen Enzyklika „Humanae vitae“ die Liebe gegen
eine Sexualität des Konsums und die Natur des Menschen gegen seine Manipulation verteidigt.
Bei seinem Jahresrückblick ging er auch auf das Phänomen „Weltjugendtage“
ein. Er verteidigte die Treffen gegen Kritik auch aus eigenen Reihen. „Modische
Analysen tendieren dazu, diese Tage als eine Variante des modernen Jugendkults anzusehen,
als eine Art Rockfestival, im kirchlichen Sinne angepasst, mit dem Papst als Star.
Ob mit oder ohne Glaube, diese Festivals wären letztlich das Gleiche, und so meint
man die Gottesfrage ausräumen zu können. Es gibt auch katholische Stimmen, die in
diese Richtung gehen. Man meint, dass dies alles nur ein, wenn auch schönes, großes
Spektakel ist, das nur eine geringe Bedeutung für den Glauben und für die Vergegenwärtigung
der Frohen Botschaft heute hat. Die Weltjugendtage wären nur festliche Ekstasen, die
am Ende aber alle unverändert hinterlassen, ohne sich in tieferer Weise auf das Leben
auszuwirken.“
Das Wesentliche sei auf der Glaubensebene
angesiedelt, so der Papst.
„Daher ist auch der Papst nicht der Star, um
den sich alles dreht. Er ist einzig ein Stellvertreter. Er weist auf den Anderen hin,
der mitten unter uns steht. Schließlich ist die feierliche Liturgie die Mitte des
Gemeinsamen, denn in ihr ereignet sich das, was wir nicht machen können, und was wir
gleichwohl erwarten. Er ist gegenwärtig. Er tritt mitten unter uns. Der Himmel tut
sich auf und macht die Erde hell. Das ist es, was unser Leben fröhlich macht und es
öffnet, und was uns mit den anderen in einer Freude eint, die nicht verglichen werden
kann mit der Ekstase eines Rockfestivals.“