Die Hindu-Nationalisten
im indischen Bundesstaat Orissa haben einen für Weihnachten geplanten Generalstreik
abgesagt. Der Entscheidung war massiver Druck aus dem In- und Ausland vorausgegangen,
berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen. Statt
des Streiks wollen die radikalen Hindu am Weihnachtstag nun mit Gebetsfeiern ihres
am 23. August ermordeten Führers Swamii Laxmanananda Saraswati gedenken. Christen
hatten befürchtet, dass mit dem Generalstreik am 25. Dezember gezielt die Weihnachtsfeiern
in Orissa gestört werden sollten. In der Unruheregion wurden seit August 2008 rund
60 Christen bei pogromartigen Übergriffen von Hindu getötet. Erleichtert äußerte sich
der Erzbischof Raphael Cheenath von Bhubaneswar-Cuttack: „Die Absicht der Fundamentalisten
war es, die Christen daran zu hindern, Weihnachten zu feiern. Sie wollen überhaupt
die Weihnachtstradition in Indien zerstören. Ihr Vorhaben, die Kirche im Khandamal-Distrikt
auszulöschen, besteht aber weiterhin. Sie haben schon im August 2008 nach dem Mord
an dem Hindu-Führer die ganze Infrastruktur der Kirche zerstört. Eine große Demonstration
am 25. Dezember hätte dazu geführt, dass die Kirche hier am Ende gewesen wäre. Sie
wollen den Druck aufrecht erhalten und Terror in die Herzen der Christen pflanzen,
die seit Dezember 2007 unter den Verfolgungen leiden.“ Der Erzbischof erzählt,
dass die Christen nun auf eine unprätentiöse Weise Zeugnis für den christlichen Glauben
an die Menschwerdung Gottes ablegen wollen. „Zwei christliche Frauen, die in
Flüchtlingslagern leben, hatten es verlassen, um nach ihren Häusern zu schauen. Die
Sicherheitsleute fragten sie: ‚Wie könnt ihr nur rausgehen?’ Ihre Antwort ist bezeichnend:
‚Gott ist mit uns. Wenn wir umgebracht werden, werden wir für Christus sterben.’ Es
sind Friedenskommitees organisiert worden, um mit Andersgläubigen in einen Dialog
zu treten. Die Weihnachtsbotschaft muss zuerst verinnerlicht werden, bevor man sie
anderen predigen kann. Wir selber müssen sie erfahren, damit wir auch andere davon
überzeugen können.“ Raphael Cheenath von Bhubaneswar-Cuttack forderte den Ministerpräsidenten
von Orissa in einer Unterredung am Samstag auf, den Schutz der Kirchen und kirchlicher
Einrichtungen nicht voreilig zu verringern. Denn noch immer bestehe eine akute Gefahr
von religiös und politisch motivierten Übergriffen, nicht nur im Kandhamal-Distrikt,
sondern auch in den vier Diözesen Balasore, Berhampur, Rourkela und Sambalpur. Am
vergangenen Mittwoch hatte die Nationale Menschenrechtskommission Indiens die Regierung
Orissas aufgefordert, schriftlich darzulegen, wie Christen vor erneuten Übergriffen
geschützt werden sollen. In Anbetracht der andauernden Gewalt gegen religiöse Minderheiten
forderte die Katholische Bischofskonferenz Indiens die indische Bundesregierung in
der vergangenen Woche auf, den „Terrorismus“- Begriff in den Strafgesetzen weiter
zu fassen und auch gezielte Angriffe auf ethnische und religiöse Gruppen als „Terrorismus“
zu werten. (pm/rv 21.12.2008 mc)