Der Ökumenische Rat
der Kirchen in Österreich besteht seit genau einem halben Jahrhundert. Das wurde jetzt
in der Wiener Hofburg gefeiert. Bundespräsident Heinz Fischer hatte aus diesem Anlaß
am Donnerstagabend zu einem Konzert geladen. Er bezeichnete in seiner Festrede die
Kirchen als wesentliche Träger der Idee einer sozialen und friedlichen Gesellschaft,
in der die Menschenrechte verwirklicht würden. Das sei keine Selbstverständlichkeit,
so Fischer mit Blick auf viele Staaten, in denen unzählige Menschen ihrer Grund- und
Freiheitsrechte beraubt werden. Umso notwendiger sei die Zusammenarbeit zwischen Staat,
Kirchen und Religionen.
Um die Menschenrechte durchzusetzen, müßten vor allem
die Armut überwunden und allen Menschen Chancen auf Bildung eröffnet werden, betonte
der Bundespräsident. Er begrüßte in diesem Zusammenhang, dass der ÖRKÖ „immer wieder
zu gesellschaftlichen und sozialen Fragen im Land Stellung nimmt und auch konkrete
Verbesserungsvorschläge macht". Dieses Engagement sollten die Kirchen beibehalten.
Der
lutherische Altbischof und ÖRKÖ-Vorsitzende Herwig Sturm strich ebenfalls die soziale
Verantwortung der Kirchen heraus, wie sie beispielsweise im Sozialwort des Ökumenischen
Rates festgehalten sei. Die Kirchen müssten gemeinsam Zeugnis ablegen, dann sei ihr
Zeugnis auch glaubwürdig und für die Menschen verständlich.
Kardinal Christoph
Schönborn wies in seinem Grußwort auf dringliche Probleme in Gegenwart und Zukunft
hin: die schwierige wirtschaftliche Lage, mögliche soziale Spannungen, Fragen der
Integration sowie den interreligiösen und interkulturellen Dialog. Zur Bewältigung
dieser Herausforderungen brauche es viel Mut und Vertrauen auf Gottes Hilfe, so Schönborn.
Die Kirchen - und nicht nur diese - hätten aus den schrecklichen Erfahrungen der Weltkriege
des 20. Jahrhunderts gelernt und auf den Weg der Zusammenarbeit und der Gemeinsamkeit
gefunden. Heute stehe man vor allem auch in Österreich zusammen und sei stark miteinander
verbunden.