Die scheidende Botschafterin der Vereinigten Staaten beim Heiligen Stuhl, Mary Ann
Glendon, sieht eine Annäherung zwischen den Positionen der USA und des Vatikans im
Lauf der vergangenen acht Jahre der Bush-Regierung. Papst Benedikt habe bei seinem
Besuch in den Staaten im April die US-Auffassung der Religionsfreiheit ausdrücklich
gewürdigt, sagte Glendon. Dieses Modell des „positiven Säkularismus“ gebe religiösen
Werten eine Stimme in der Öffentlichkeit, statt sie von dort auszuschließen; dieses
Modell kämpfe heute allerdings „um sein Leben“, so die Juristin. Glendon verlässt
ihr Diplomatenamt nach nur einem Jahr am 19. Januar. Sie habe gewusst, dass sie sich
auf eine kurze, aber intensive Zeit als Botschafterin einlasse. Allerdings bleibt
die Harvard-Professorin Mitglied in der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften,
die sie als Präsidentin leitete, bis Präsident Bush sie zur Botschafterin beim Heiligen
Stuhl machte. Ob Papst Benedikt sie an die Spitze der Akademie zurückruft, sei „allein
ihm überlassen“, so Glendon. Einen neuen Präsidenten hat der Papst bisher nicht ernannt.
Glendon galt unter den US-amerikanischen Intellektuellen als ausdrückliche Befürworterin
des Irak-Einsatzes von George W. Bush. (pm 08.12.2008 gs)