Russland: Kyrill provisorischer Leiter des Patriarchats
Metropolit Kyrill
von Smolensk wurde erwartungsgemäß zum provisorischen Leiter des Moskauer Patriarchats
gewählt. Die Wahl erfolgte bei einer Sondersitzung des Heiligen Synods in der Residenz
des verstorbenen Patriarchen Alexij II. in Peredelkino bei Moskau. Metropolit Kyrill
war bereits bisher auch Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats und deshalb
insbesondere im Ausland sehr bekannt.
Seit mehr als zehn Jahren ist der Metropolit
auch ein „Fernseh-Star“: Jede Woche wird im vielgesehenen Ersten Kanal des russischen
Staatsfernsehens sein „Wort eines Hirten“ ausgestrahlt. An der Ausarbeitung der Soziallehre
der russischen Kirche war der Metropolit wesentlich beteiligt.
Der heute 62-jährige
Metropolit – mit bürgerlichem Namen Wladimir Gundjajew – wurde am 20. November 1946
in St. Petersburg geboren; auch sein Vater war Priester. 1965 trat er in das Priesterseminar
seiner Heimatstadt ein und studierte dann an der Theologischen Akademie weiter. 1969
erfolgte die Priesterweihe.
1970 wurde er Sekretär des damaligen Petersburger
Metropoliten Nikodim (Rotow), der am 5. September 1978 im Vatikan einem Herzschlag
erliegen sollte, als er dem neugewählten Papst Johannes Paul I. die Glückwünsche des
Moskauer Patriarchats überbringen wollte. Metropolit Nikodim war die Zentralgestalt
der ökumenischen Bewegung in der russisch-orthodoxen Kirche; er hatte in den sechziger
Jahren die Öffnung der russischen Kirche zur Ökumene vermittelt. Er förderte seinen
Sekretär, als er dessen Fähigkeiten erkannte: Bereits 1971 wurde Kyrill Gundjajew
zum Archimandriten erhoben und anschließend zum Repräsentanten des Moskauer Patriarchats
beim Weltkirchenrat ernannt.
Ende 1974 wurde Kyrill zum Rektor des St. Petersburger
Priesterseminars und der Theologischen Akademie berufen, eine Funktion, die er bis
Ende 1984 beibehielt. Aber schon im März 1976 wurde er auch zum Bischof von Wyborg
erhoben. Ende 1984 erfolgte die Ernennung zum Bischof von Smolensk (und zum Administrator
für Kaliningrad, das einstige Königsberg/Krolewiec). 1988 wurde er zum Erzbischof
erhoben, 1991 zum Metropoliten. Bereits 1989 war die Betrauung mit der Leitungsfunktion
im Außenamt des Moskauer Patriarchats erfolgt - und damit auch die Ernennung zum ständigen
Mitglied des Heiligen Synods.