2008-12-05 13:43:39

Russland: Wer war Alexij II.?


RealAudioMP3 Russische Fernsehsender unterbrachen für die Todesmeldung Alexij II. sofort ihr Programm und zeigten Bilder des Patriarchen. Der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow erklärte, er sei „geschockt“. Alexij Michailowitsch Ridiger - Sproß einer deutschbaltischen Adelfamilie - wurde am 23. Februar 1929 in der estnischen Hauptstadt Tallinn geboren. Nach seiner Ausbildung am Priesterseminar in St. Petersburg empfing er 1950 die Priesterweihe. Von 1961 bis 1986 war er Metropolit von Tallinn und Estland. Anschließend wurde er Metropolit von St. Petersburg und Nowgorod. Am 7. Juni 1990 wählte ihn ein Landeskonzil aus sechs Kandidaten mit 166 von 317 Stimmen zum Nachfolger des verstorbenen Patriarchen Pimen und damit zum 15. Patriarchen von Moskau. Wer war aber Patriarch Alexij II. eigentlich? Unser Ostkirchen-Fachmann Mario Galgano weiß mehr über ihn.

Alexij II. stand seit 1990 an der Spitze der zahlenmäßig größten orthodoxen Kirche und hat ihren Wiederaufbau und ihre Erneuerung nach sieben Jahrzehnten kommunistischer Unterdrückung eingeleitet. Seine Wahl dürfte seit langem die erste ohne staatliche Einmischung gewesen sein. Innerkirchlich suchte Alexij eine Balance zwischen reformorientierten Kräften und Strömungen, die stark konservativ, antiökumenisch und teilweise auch nationalistisch orientiert sind. Die Neuordnung des Verhältnisses zu Staat und Gesellschaft gestaltete sich für ihn angesichts der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den neunziger Jahren zunächst schwierig. In den letzten Jahren, besonders nach dem Amtsantritt von Präsident Wladimir Putin als Staatspräsident, haben sich diese Beziehungen aber konsolidiert und deutlich verbessert.
In den 90er Jahren setzte sich Alexij II. energisch für eine Abschaffung der diskriminierenden kommunistischen Religionsgesetze von 1929 ein, die von den französischen Trennungsgesetzen von 1905 inspiriert waren. Schließlich kündigte Gorbatschow das neue „Gesetz über die Gewissensfreiheit“ auf der Basis der damaligen Forderungen Alexijs an.
Gespannt blieb dagegen das Verhältnis zur katholischen Kirche, auch wenn es in jüngster Zeit Annäherungen gab. Alexij verteidigte den Anspruch der russischen Orthodoxie auf ihr traditionelles „kanonisches Territorium“ und hielt den Katholiken vor, in Russland zu missionieren und orthodoxe Gläubige abzuwerben. Ein Treffen des Patriarchen mit Johannes Paul II. und auch mit Papst Benedikt XVI. kam bis zuletzt nicht zustande.

(kap 05.12.2008 mg)








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