Vatikan: Auszeichnung für „vorbildliche Solaranlage“
Der Vatikan wird für
sein Engagement bei der Gewinnung von Sonnenenergie ausgezeichnet. Die Europäische
Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) ehrt ihn mit einem der Europäischen
Solarpreise 2008. Vor wenigen Wochen war auf dem Dach der Päpstlichen Audienzhalle
eine Photovoltaik-Anlage mit 2.400 Modulen in Betrieb gegangen. Bei der Feier am Mittwochabend
in Berlin wollen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset,
und Ingenieur Pier Carlo Cuscianna von der Verwaltung des Vatikanstaats die undotierte
Auszeichnung entgegennehmen. Die Laudatio hält der evangelische Theologe und Publizist
Jürgen Fliege. Insgesamt verleiht der Verband bei der Feier elf Solarpreise.
In
der Begründung der Auszeichnung heißt es, die Päpstliche Audienzhalle könne als Vorbild
„für eine ökologische Umgestaltung von Gebäuden in historischen Ensembles in Europa
und der ganzen Welt dienen“. Das Projekt sei nicht nur aus ökologischen Gründen vorbildlich.
Es entspreche auch den Regeln der Internationalen Charta über die Konservierung und
Restaurierung von Denkmälern. Die Solarmodule passten sich der Ästhetik des Daches
an.
Das vatikanische Pilotprojekt auf dem fußballfeldgroßen Dach der Halle
„Paolo VI“ soll künftig bis zu 300.000 Kilowattstunden jährlich erzeugen; das entspricht
dem Bedarf von 100 Haushalten oder 20 Prozent dessen, was der Vatikanstaat an Strom
verbraucht. Die umweltfreundlich erzeugte Energie soll jährlich 225 Tonnen des Treibhausgases
Kohlendioxid einsparen. Finanziert wurde die Anlage von einer Bonner Solarfirma.
Hören
Sie hier einen Kommentar des deutschen Journalisten und Buchautors Franz Alt
(kna/rv
03.12.2008 mg)
Schon vor seiner Wahl zum Papst hat Kardinal Ratzinger gesagt,
Solarenergie sei für die Bewahrung der Schöpfung ganz wichtig. Jetzt hat der Papst
seinen Worten Taten folgen lassen. In der vergangenen Woche wurde auf dem Dach der
Audienzhalle neben der Peterskirche eine große Solarstromanlage eingeweiht. Sie liefert
Energie von ganz ganz oben, sozusagen „Energie vom Chef selber“ und zwar 300.000 Kilowatt-Stunden
pro Jahr; etwas so viel Strom, wie 300 Menschen verbrauchen. Den Stoff gibt es als
Geschenk des Himmels umsonst: Die Sonne schickt uns keine Rechnung, und umweltfreundlich
ist er auch noch. Das Öko-Engagement des Papstes erspart der Umwelt jedes Jahr 315
Tonnen Treibhausgase. Benedikt XVI. hat ein demonstratives Zeichen für das Solarzeitalter
und für den Klimaschutz gesetzt – mitten in den Zeiten der Finanzkrise.
Die
Finanzkrise ist in einigen Jahren bewältig. Ganz anders aber die Klimakrise. Sie ist
die Überlebensfrage der Menschheit, sagt die deutsche Bundeskanzlerin. Wir
verbrennen heute an einem Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in 500.000 Tagen
angesammelt hat. Täglich emittieren wir deshalb 100 Millionen Tonnen Treibhausgas.
Das kann unser Planet auf Dauer nicht aushalten. Täglich wachsen die Wüsten um 30.000
Hektar zusätzlich; und täglich rotten wir auch durch unsere verheerende Energiepolitik
150 Tier- und Pflanzenarten für immer aus. Nie hat eine Generation vor uns dem Schöpfer
so sehr ins Handwerk gepfuscht und Evolution rückwärts gespielt, wie wir es heute
täglich tun. Sind wir noch zu retten?
Eigentlich gibt es gar kein Energieproblem,
es gibt nur falsches Energieverhalten. Aber dies können wir ändern. Die Lösung der
Energiefrage steht am Himmel, die Sonne schickt uns jeden Tag 15.000 Mal mehr Energie
auf die Erde, wie zur Zeit alle Menschen derzeit verbrauchen. Schon der wunderbare
junge Mann aus Nazareth hat vor 2000 Jahren seinen Freunden mitten in der Bergpredigt
gesagt: Die Sonne des Vaters scheint für Gute und Böse, das heißt für jeden von uns.
Es gibt den ökologischen Jesus. Das ganze Neue Testament ist voll großartiger ökologischer
Bilder, worauf warten wir eigentlich? Neben der Sonne können wir fünf weitere riesige
erneuerbare Energieträger nutzen: Die Windkraft, die Wasserkraft, die Erdwärme, die
Bioenergie, und die Wellen- und Strömungsenergie der Ozeane: Energie in Hülle und
Fülle, direkt vor unserer Haustür, über uns und unter uns.
Warum holen wir
aber Erdöl aus Arabien, Gas aus Sibirien, Uran aus Australien? Aber die heimische
Sonne, den heimischen Wind, die heimische Bioenergie und die heimische Erdwärme nutzen
wir nicht! Die Techniken zur Nutzung der erneuerbaren Energieträger sind längst vorhanden.
Deutschland gewinnt in diesem Herbst immerhin 15 Prozent seines Stroms bereits aus
erneuerbaren, umweltfreundlichen und preiswerten Quellen. In Österreich sind es bereits
über 70 Prozent. Die 500.000 Ostfriesen in Norddeutschland produzieren schon 96 Prozent
ihres Stroms regenerativ. Es geht also, wenn es wirklich gewünscht ist!
Noch
können wir einen Fluchtweg aus dem Treibhaus organisieren, die Lösung heißt: Energie
effizienter nutzen, Energie sparen und den Rest zu Hundert Prozent erneuerbar produzieren.
Wenn wir gut sind, schaffen wir diese solare Energierevolution bis 2030. Der Papst
hat jetzt vorgemacht, wie es geht und dass es geht. Der Papst wurde grün. Dafür hat
er in dieser Woche in Berlin den erupäischen Solarpreis bekommen. Sonnigen Glückwunsch
aus Deutschland nach Rom!