2008-12-02 11:56:47

Nigeria: „Angriffe auf Christen waren geplant“


RealAudioMP3 In der Stadt Jos in Zentralnigeria sind die Ausschreitungen vom Wochenende einer gespannten Ruhe gewichen. Aus der Hauptstadt Abuja ist Militär in der Stadt eingetroffen, wo nach einer Kommunalwahl Anhänger gegnerischer Parteien aufeinander losgegangen waren. Nachts herrscht noch Ausgangsverbot; die Gewalt hat nach offiziellen Angaben 200, nach anderen Zählungen an die 400 Todesopfer gefordert. Das Rote Kreuz spricht von mehr als 10.000 Menschen, die aus Angst noch nicht in ihre Häuser zurückkehren. Die Kirche hat bislang beteuert, hinter der Gewalt steckten keine religiösen Motive; doch da ist sie sich jetzt nicht mehr so sicher. Ignatius Ayau Kaigama ist Bischof von Jos. Er sagte uns:

„Wir können nicht klar sagen, was wirklich zu diesen Zusammenstößen geführt hat. Auf den ersten Blick war der Auslöser ein politischer, und wir dachten, dass die Krise sich auch auf die reine Politik beschränken würde. Aber was uns dann zunächst gewundert und dann schockiert hat, ist, dass da Gruppen gekommen sind, um die Kirchen und das Eigentum der Kirche zu zerstören. Da haben wir gesagt: Hier geht es ja gar nicht um Politik, das ist religiöse Gewalt gegen Christen, die geplant und orchestriert worden ist... doch für diese Gewalt finden wir keine vernünftige Erklärung. Wenn Sie mich jetzt also fragen, was hinter der Krise steckt, dann sage ich ehrlich: Keine Ahnung. Ich kann nur sagen, dass aus dem politischen Konflikt unversehens ein Angriff auf die Kirche geworden ist, der zu dieser Lage geführt hat: einer religiösen Revolte.“

Bei den Pogromen seien auch Priester und Ordensleute ums Leben gekommen. Kirchen und kirchliche Gebäude hätten schwere Schäden erlitten. Der nigerianische anglikanische Erzbischof Peter Akinola sagte einer Londoner Zeitung, die Justiz habe mit Billigung der Regierung nach ethnischen oder religiösen Zusammenstößen noch nie einen der Täter verurteilt. Die Kapitulation der Polizei vor religiöser Gewalt habe zu einer Kultur der Straflosigkeit geführt. Jos ist die Hauptstadt des Bundesstaates Plateau in Zentral-Nigeria und nicht zum ersten Mal Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen mit ethnischer und religiöser Färbung. Die Stadt gilt als eine christliche Hochburg; in Nigeria wird schon der Name der Stadt als Akronym für „Jesus our Saviour“ (Jesus unser Erlöser) gedeutet. Bereits im Jahr 2001 war es in Jos zu dramatischen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen gekommen; damals waren rund 1.000 Todesopfer zu beklagen. Der offizielle Bericht über die Ausschreitungen wurde nie veröffentlicht. Die Kommunalwahlen in Jos vom Donnerstag waren die ersten seit dem Amtsantritt einer Zivilregierung in Nigeria im Jahr 1999.

(rv/kap 02.12.2008 sk)







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