Welches Ziel muss
eine Universitätsreform heute haben? Dieser Frage ist Papst Benedikt XVI. an diesem
Montag nachgegangen. Bei einer Audienz für Professoren und Studenten der Universität
Parma sagte der Papst, Studienreformen müssten immer beim Einzelnen ansetzen. Heute
stünden die Studenten durch das Informationszeitalter vor neuen Herausforderungen.
„Einerseits
droht die Konzentrationsfähigkeit immer mehr zurückzugehen, andererseits besteht angesichts
einer immer mehr virtuellen Wirklichkeit die Gefahr, dass das Individuum sich isoliert.
So zerspringt die soziale Dimension in Tausende Fragmente, während der Einzelne nur
noch um sich selber kreist und sich konstruktiven Beziehungen mit anderen verschließt.“
Die
Hochschulen könnten einen heilsamen Kontrapunkt bieten, so Benedikt:
„Die
Universität ist aus ihrer Natur heraus ein meisterhaftes Gleichgewicht zwischen der
individuellen und gemeinschaftlichen Komponente, zwischen Forschung und der Reflexion
des Einzelnen und des Austauschs und der offenen Auseinandersetzung mit anderen, in
einem tendenziell universalen Horizont.“
Ziel aller Reformen müsse nach
Meinung des Papstes immer die Freiheit sein; Die Freiheit der Lehre, die Freiheit
der akademischen Institutionen von ökonomischen und politischen Zwängen:
„Das
bedeutet nicht die Isolierung der Universität von der Gesellschaft, noch Selbstreferentialität,
und auch nicht das Verfolgen eigener Interessen unter Ausnutzung öffentlicher Mittel.
Das ist sicher nicht gemeint mit christlicher Freiheit! Wirklich frei ist nach dem
Evangelium und der Tradition der Kirche die Person, Gemeinschaft oder Institution,
die ihrer eigenen Natur und ihrem eigenen Ziel voll entspricht; und die Universität
ist dazu berufen, Personen wissenschaftlich und menschlich zu bilden für die Förderung
der gesamten sozialen und zivilen Gesellschaft.“
Benedikt ging bei seinen
Überlegungen vom Heiligen Petrus Damianus aus, einem Kirchenreformer des 11. Jahrhunderts,
der selber an der Universität von Parma studiert und gelehrt hatte. Zum 1000-Jubiläum
hatte Benedikt am 20. Februar 2007 eine lange Botschaft an den Camaldulenserorden
gerichtet mit Reflexionen über diesen Kirchenlehrer.