D: Kirche begrüßt Runden Tisch über Schicksal der Heimkinder
Die katholische Kirche hat den geplanten Runden Tisch zur Heimerziehung in der Nachkriegszeit
begrüßt. Das vom Petitionsausschuss des Bundestags vorgeschlagene Gremium könne dazu
beitragen, die Geschehnisse aufzuarbeiten, und einen wichtigen Beitrag zur Versöhnung
leisten, sagte die Pressesprecherin des Deutschen Caritasverbandes, Claudia Beck,
am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. „Vielen der betroffenen
ehemaligen Heimkinder geht es darum, dass sie offen über ihre schlimmen Erfahrungen
sprechen können.“ Der Runde Tisch soll bis Ende 2010 die Heimerziehung in Deutschland
zwischen 1949 bis 1970 aufarbeiten und Unrecht klären. Die katholische Kirche bedauere,
dass auch in kirchlichen Heimen Kindern und Jugendlichen in der fraglichen Zeit Unrecht
und schweres Leid widerfahren seien, unterstrich die Sprecherin. Jeder Fall von Demütigung
und Misshandlung sei ein Fall zuviel. Die von den Grünen zwischenzeitlich geforderte
Einrichtung eines Entschädigungsfonds lehnte Beck ab. Die bekannt gewordenen Übergriffe
seien Verfehlungen Einzelner und nicht charakteristisch für kirchliche Heime. Wieweit
ehemalige Heimkinder für damals geleistete Arbeit Rentenansprüche erworben haben,
müssten die Versicherungsträger entscheiden. – Vertreter ehemaliger Heimkinder hatten
am Donnerstag ihre Forderungen nach finanzieller Entschädigung für erlittene „Menschenrechtsverletzungen“
bekräftigt. Viele von ihnen fordern auch eine Entschuldigung. Auslöser der Debatte
war ein 2006 erschienenes Buch des „Spiegel“-Autors Peter Wensierski mit dem Titel
„Schläge im Namen des Herrn“. Nach seinen Angaben sind bis Mitte der 60er Jahre in
staatlichen und kirchlichen Heimen Hunderttausende Kinder und Jugendliche schikaniert
worden. Ältere Jugendliche hätten für minimale Löhne arbeiten müssen und seien nicht
sozialversichert gewesen.