In Nord-Kivu flammt die Gewalt wieder auf: Neue Kämpfe in der Provinz im Osten des
Kongo haben weitere Flüchtlingsströme in Bewegung gesetzt. Nach UNO-Angaben sind an
die 15.000 Kongolesen über die Grenze nach Uganda geflohen. Dort gibt es nun insgesamt
27.000 Flüchtlinge aus dem Kongo. Die Lage rund um Goma und Rutshuru ist nach allen
Berichten von Kämpfen, Überfällen und auch Massakern geprägt. Der frühere Nothilfe-Koordinator
und Vize-Generalsekretär der UNO für Humanitäre Angelegenheiten, Jan Egeland, forderte
am Donnerstag einen effektiven internationalen Truppeneinsatz im Kongo. Afrika
werde sicherheitspolitisch „diskriminiert“: „Ein solches Zögern gab es nicht auf dem
Balkan, dem Irak oder im weiteren Mittleren Osten“, so der Norweger. Er gehört auch
zu den 16 Unterzeichnern eines Briefes an die EU, der die Entsendung europäischer
Truppen in den Kongo fordert. Seit Mitte der 90er Jahre sind in den Kongo-Kriegen
schätzungsweise fünf Millionen Menschen ums Leben gekommen. An den Konflikten in der
rohstoffreichen Region im Osten des Landes sind immer wieder auch bewaffnete Gruppen
aus den Nachbarstaaten wie Ruanda und Uganda beteiligt. Gabriel Mbilingi ist Erzbischof
von Lubango in Angola, gleich auf der anderen Seite der Grenze zum Kongo – er sagte
uns in einem Telefoninterview: „Früher hatten wir angolanische Flüchtlinge im Kongo,
als bei uns der Bürgerkrieg tobte; jetzt erleben wir das Gegenteil, jetzt kommen kongolesische
Flüchtlinge zu uns. Für uns ist das eine gewisse Klemme – auf der einen Seite bitten
uns unsere Mitbrüder aus dem Kongo eindringlich, den Flüchtlingen zu helfen und dafür
auch bei unseren angolanischen Landsleuten zu werben. Auf der anderen Seite haben
die Angolaner aber selbst einen langen, blutigen Bürgerkrieg hinter sich…” „Man
sollte in dieser globalisierten Welt Kriege nicht mehr als Fragen behandeln, die nur
ein bestimmtes Land betreffen. Vielmehr ist der Frieden eine globale Frage – auch
die Stabilität, ja das Leben selbst. Alles, was wir heute tun, um dem Kongo zu helfen,
ist ein Gut für die ganze Menschheit.“ (kna/rv 28.11.2008 sk)