Galilei Galilei kann
heutzutage „der ideale Schutzpatron für einen Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben“
werden. Das denkt Erzbischof Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Kulturrates,
der soeben einen Kongress über den italienischen Physiker veranstaltet hat.
„Der
Schatten von Galileo kann auch ein heller Schatten sein! Denn seine Forschung hat
einen fundamentalen Beitrag geleistet, um zwischen den Methoden der Forschung und
den Methoden der Theologie unterscheiden zu können. Wenn man seine Texte liest, sieht
man, wie Galileo auch der Theologie einen Weg anbietet, damit sie fähig sei, einzutreten
in ihren eigenen Horizont. Gleichzeitig stecken seine Arbeiten den Bereich der Wissenschaft
ab. Natürlich ist die „Akte Galileo“ auf verschiedene Weise lesbar und kann Echos
aus verschiedenen Ecken hervorrufen. Andererseits muss man klar sagen: Heutzutage
könnte Galileo der ideale Schirmherr für einen Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben
sein.“
Nach Ansicht des Leiters der vatikanischen Sternwarte, P. Jose Funes,
hat das Zerwürfnis zwischen einigen Kirchenmännern und Galilei Wunden hinterlassen,
die auch heute noch nicht verheilt seien. Die Kirche habe ihre Fehler zwar eingestanden,
aber vielleicht hätte sie das auf bessere Weise tun können, schreibt der vatikanische
Chef-Astronom im „L’Osservatore Romano“.
Erzbischof Ravasi hatte angekündigt,
die Akten des vatikanischen Gerichtsverfahrens gegen Galileo bald umfassend veröffentlichen
zu wollen, eingebettet in eine umfangreiche Analyse des geistesgeschichtlichen Zusammenhangs.
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sagte in einer Grußadresse zum Kongress, es
habe in den vergangenen Jahren zu Galileo “klärende Untersuchungen” gegeben. Diese
hätten zum einen „Lücken von Kirchenmännern“ zutage gebracht, die mit der Mentalität
der Epoche zu tun hatten, zum anderen hätten sie aber auch die reiche Persönlichkeit
dieses Wissenschaftlers hervorgehoben, so Bertone. So sei Galileo „ein Mann des Glaubens“
gewesen, der die Natur als ein Buch des Autors Gott angesehen habe.