Galileo Galilei ist vom Vatikan „nie verurteilt worden“. Das hat Erzbischof Gianfranco
Ravasi vom Päpstlichen Kulturrat jetzt betont. Zwar habe ein kirchliches Gericht die
Thesen des italienischen Physikers über die Funktionsweise des Weltalls eingehend
untersucht und eine schriftliche Verurteilung vorbereitet. Doch sei diese vom damaligen
Papst Urban VIII., einem Wissenschaftler, „nie unterzeichnet worden“. Der Vatikan
will nach Angaben Ravasis Galileis Prozessakten bald „umfassend veröffentlichen, begleitet
von einer eingehenden, kontextuellen Analyse“. Der Päpstliche Kulturrat richtet derzeit
einen Kongress zum Thema Galileo Galilei aus. Dabei geht es vor allem um die Wechselwirkungen
zwischen Theologie und Naturwissenschaften. In seinem Referat betont Erzbischof Ravasi,
beide Bereiche seien „zwar getrennt, aber nicht einander entgegengesetzt“. Auf der
Suche nach der Wahrheit seien daher keine „Sprünge über Grenzen“ nötig. – Papst Johannes
Paul II. hatte Galilei 1992 vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften rehabilitiert.